net wird. Man findet diesen schoenen Strauch schon in
den Gaerten an den italienischen Seen und hat wohl Gelegenheit, im Herbst
die Rispen seiner violett angehauchten kleinen Bluethen zu sehen. Zerreibt
man seine Blaetter zwischen den Fingern, so verbreiten sie einen feinen
Duft, der die Mitte zwischen Citronen, Melissen und Verbenen haelt. Dieser
aus Persien stammende Strauch wird auch in groesserem Massstab an manchen
Orten der Riviera gezogen und aus seinen Blaettern das echte Verbenaoel
destillirt, das die Parfuemisten sehr schaetzen. Echtes Verbenaoel ist
freilich sonst schwer zu haben und wird im Allgemeinen durch das
Citronen-Grasoel ersetzt, das wir jener Grasgattung, _Andropogon_, danken,
deren Arten so viele wohlriechende Oele liefern. Das Citronen-Grasoel wird
von _Andropogon citratus_ gewonnen, der jetzt besonders auf Ceylon und in
Singapore angebaut wird. Weit ausgedehnter betreibt man an denselben Orten
die Cultur des _Andropogon nardus_, von dem das melissenartig riechende
Citronella-Grasoel abstammt. Dieses findet fuer das Parfuemiren der Seifen
jetzt sehr starke Verwendung und bildet den Hauptbestandtheil des Parfuems
der Honigseifen. Von dem Umfang der Citronella-Grasoel-Production geben die
Berichte von Schimmel & Co. eine Vorstellung, da diese Firma auf einmal
Sendungen von 10 000 Kilogramm dieses Oeles aus Ceylon erhaelt.
Der Reseda entzieht man den Duft durch Enfleurage, dem Thymian, der
Salbei, dem Rosmarin, dem Lavendel und der Melisse durch Destillation.
Salbei, Thymian, Rosmarin und Lavendel werden an der Riviera kaum
cultivirt; man pflueckt sie an ihrem natuerlichen Standort, besonders am
Fusse der Berge. In der Gegend von Agay zogen eines Tages vor uns Frauen
auf der Strasse mit grossen Ladungen Thymian auf den Koepfen. Sie hatten ihn
an den Abhaengen des Esterel gesammelt. Der Wind blies in unserer Richtung
und bildete einen Streifen von Duft, der sich ueber Hunderte von Schritten
ausdehnte. Diese wild gewachsenen Pflanzen werden zwar auch vorwiegend in
den Fabriken verarbeitet, zum Theil aber schon im Freien, gleich beim
Einsammeln destillirt, in Apparaten, die man von Ort zu Ort befoerdert.
Viel Rosmarinoel wandert von hier aus nach Koeln, um bei der Darstellung von
Koelnischem Wasser benutzt zu werden. Das _Eau de Cologne_ enthaelt geloest
in 85 % Weinspiritus gleiche Mengen gepresstes Orangen- und
Citronenschalenoel, fast ebenso viel Nerolioel, dann etwa halb so viel
Bergamottoel, endlich
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