den Felsen einen
hohen Leuchtthurm. Er warnt den Schiffer schon aus der Ferne vor der
Gefahr, die ihn an dieser felsigen Kueste bedroht. Die Bucht von Agay, die
bei ruhigem Wetter still ist und leer, fuellt sich bei stuermischer See oft
mit vielen Schiffen. Sie warten hier, im sicheren Schutze der Berge, auf
guenstigeres Wetter, und schon zur roemischen Zeit hat der Agathon Portus
manches Schiff vor Untergang gerettet.
VI.
Als ein Wunder des Esterels gilt das Malinfernet, ein versteinertes
Felsenmaerchen. Eine Strasse fuehrt jetzt von Agay dahin, und drei Stunden
Wagenfahrt genuegen, um es von St. Raphael zu erreichen. Wir ziehen die
Fusswanderung vor und brechen von le Trayas auf, wohin wir mit der Bahn in
einer halben Stunde gelangen. Dort kreuzen wir sogleich die Schienen und
steigen am westlichen Abhang des vor uns sich erhebenden Berges in die
Hoehe. Wir wandern in Maquis, noch ueppiger als wir sie an andern Stellen
des Esterels gesehen. Vom suessen Honigduft der Euphorbien sind wir fast
betaeubt. Weite Flaechen werden gelb gefaerbt von grossbluethigen
Pfriemenstraeuchern (_Calycotome spinosa_). Cistusrosen (_Cistus albidus_)
beginnen eben ihre grossen rothen Bluethen zu entfalten. Zunaechst sind sie
zerknittert, so wie sie es in dem engen Raum der Knospenhuelle waren, doch
breiten sie sich aus, verlieren bald alle Falten und locken nun die
Schmetterlinge durch ihren zarten Farbenreiz. Wir pfluecken keine dieser
Bluethen, da sie zu vergaenglich sind, der leiseste Windhauch traegt ihre
Kronenblaetter davon. - Welche Fuelle bunter Schmetterlinge belebt hier den
Abhang. Bluethen und Schmetterlinge gehoeren ja zusammen. Der sonst seltene
Falter _Anthocharis Eupheno_ ist hier fast gemein. Er gleicht unserem
Aurorafalter, ist aber schwefelgelb, nicht weiss wie jener. Dieselben
rothen Flecken zieren seine Vorderfluegel. Unruhig und rasch fliegt er
durch die Luefte. Ebenso behend ist der Osterluzeifalter (_Thais
Polyxena_), dessen braeunlich gelbe Fluegel mit schwarzen Zacken sich
umrandet zeigen und rothe und blaue Flecken tragen. Er gleicht einem
Harlekin, so bunt und befranzt ist seine Tracht. Langsam schweben in allen
Richtungen die Segelfalter an uns vorueber. - Bald haben wir einen Kamm,
den Col Lentisque erreicht, den zahlreiche Korkeichen schmuecken. Hier
schneiden sich mehrere Wege. Wir waehlen denjenigen, der zur Rechten
abzweigt, ueberschreiten alsbald die Passhoehe und begin
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