dig Blut: aber sie starben durch offnes Gericht, nicht durch Mord.
Ich musste deinen Vater ehren, auch wo ich ihn nicht loben konnte. Jetzt
aber -"
"Nun, jetzt aber?" fragte die Koenigin stolz.
"Jetzt komme ich, von meiner vieljaehrigen Freundin, ich darf sagen, meiner
Schuelerin -"
"Du darfst es sagen," sprach Amalaswintha weicher.
"Von des grossen Theoderich edler Tochter ein einfach schlichtes Wort, ein
Ja zu erbitten. Kannst du dies Ja sprechen - ich flehe zu Gott, dass du es
koennest - so will ich dir dienen treu wie je, solang es dieses greise
Haupt vermag."
"Und kann ich's nicht?"
"Und koenntest du es nicht, o Koenigin," rief der Alte schmerzlich, "o dann
Lebewohl dir und meiner letzten Freude an dieser Welt."
"Und was hast du zu fragen?"
"Amalaswintha, du weisst ich war fern an der Nordgrenze des Reichs, als
hier der Aufstand losbrach, als jene furchtbare Kunde, jene furchtbare
Anklage sich erhob. Ich glaubte nichts - ich flog hierher von Tridentum. -
Seit zwei Tagen bin ich hier und keine Stunde vergeht, keinen Goten
spreche ich, ohne dass die schwere Klage mir schwerer aufs Herz faellt. Und
auch du bist verwandelt, ungleich, unstet, unruhig - und doch will ich's
nicht glauben. - Ein treues Wort von dir soll all' diese Nebel
zerstreuen."
"Wozu die vielen Reden," rief sie, auf die Armlehne des Thrones sich
stuetzend, "sage kurz, was hast du zu fragen?"
"Sprich nur ein schlichtes Ja: bist du schuldlos an dem Tode der drei
Herzoge?"
"Und wenn ich es nicht waere, - haben sie nicht reichlich den Tod
verdient?"
"Amalaswintha, ich bitte dich: sage ja."
"Du nimmst ja auf einmal grossen Anteil an den gotischen Rebellen!"
"Ich beschwoere dich," rief der Greis auf die Kniee fallend, "Tochter
Theoderichs, sage ja, wenn du kannst."
"Steh auf," sprach sie finster sich abwendend, "du hast kein Recht, so zu
fragen."
"Nein," sagte der Alte ruhig aufstehend, "nein, jetzt nicht mehr. Denn von
diesem Augenblick an gehoer' ich der Welt nicht mehr an."
"Cassiodor!" rief die Koenigin erschrocken.
"Hier ist der Schluessel zu meinen Gemaechern in dieser Koenigsburg: du
findest darin alle Geschenke, die ich von dir und Theoderich erhalten, die
Urkunden meiner Wuerden, die Abzeichen meiner Aemter. Ich gehe."
"Wohin, mein alter Freund, wohin?"
"In das Kloster, das ich gegruendet zu Squillacium in Apulien. Fortan werd'
ich, fern den Werken der Koenige, nur die Werke Gottes auf Erden verwalten:
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