"Wie lange dienst du Cassiodor?"
"Ich diene von jeher der Fuerstin Gothelindis."
Mit einem Angstschrei sprang Amalaswintha bei diesem Namen auf, wandte
sich und griff nach dem Gewand des Weibes - zu spaet: sie war hinaus, die
Thuere war zugefallen und Amalaswintha hoerte, wie der Schluessel von aussen
umgedreht und abgezogen ward. Umsonst suchte ihr Auge nach einem anderen
Ausgang.
Da ueberkam ein ungeheures, unbekanntes Grauen die Koenigin: sie fuehlte, dass
sie furchtbar getaeuscht, dass hier ein verderbliches Geheimnis verborgen
sei: Angst, unsaegliche Angst fiel auf ihr Herz: Flucht, Flucht aus diesem
Raum war ihr einziger Gedanke.
Aber keine Flucht schien moeglich: die Thuere war von innen jetzt nur eine
dicke Marmortafel, wie die zur Rechten und Linken: nicht mit einer Nadel
war in ihre Fugen zu dringen: verzweifelnd liess sie die Blicke rings an
der Wand der Galerie kreisen: nur die Tritonen und Delphine starrten ihr
entgegen: endlich ruhte ihr Auge auf dem schlangenstarrenden Medusenhaupt
ihr gerade gegenueber - und sie stiess einen Schrei des Entsetzens aus.
Das Gesicht der Meduse war zur Seite geschoben und die ovale Oeffnung unter
dem Schlangenhaar war von einem lebenden Antlitz ausgefuellt.
War es ein menschlich Antlitz?
Die Zitternde klammerte sich an die Marmorbruestung der Galerie und spaehte
vorgebeugt hinueber: ja, es waren Gothelindens verzerrte Zuege: und eine
Hoelle von Hass und Hohn spruehte aus ihrem Blick.
Amalaswintha brach in die Kniee und verhuellte ihr Gesicht. "Du - du hier!"
Ein heiseres Lachen war die Antwort. "Ja, Amalungenweib, ich bin hier und
dein Verderben! Mein ist dies Eiland, mein das Haus! - es wird dein Grab!
- mein Dolios und alle Sklaven Cassiodors, an mich verkauft seit acht
Tagen.
Ich habe dich hierher gelockt: ich bin dir hierher nachgeschlichen wie
dein Schatte: lange Tage, lange Naechte hab' ich den brennenden Hass
getragen, endlich hier die volle Rache zu kosten. Stundenlang will ich
mich weiden an deiner Todesangst, will es schauen, wie die erbaermliche,
winselnde Furcht diese stolze Gestalt wie Fieber schuettelt und durch diese
hochmuetigen Zuege zuckt: - o ein Meer von Rache will ich trinken."
Haenderingend erhob sich Amalaswintha: "Rache! Wofuer? Woher dieser toedliche
Hass?"
"Ha, du fraegst noch? Freilich sind Jahrzehnte darueber hingegangen und das
Herz des Gluecklichen vergisst so leicht. Aber der Hass hat ein treues
Gedaechtnis. Hast du ve
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