Erbaermlicher!"
sprach sie, "ich bleibe."
Zwoelftes Kapitel.
Herrlich tauchte am naechsten Morgen die Sonne aus dem Meer: und ihre
Strahlen glitzerten auf den blanken Waffen von vielen tausend
Gotenkriegern, die das weite Blachfeld von Regeta belebten.
Aus allen Provinzen des weiten Reiches waren die Scharen herbeigeeilt,
gruppenweise, sippenweise, oft mit Weib und Kind, sich bei der grossen
Musterung, die alljaehrlich im Herbste gehalten wurde, einzufinden.
Eine solche Volksversammlung war das schoenste Fest und der edelste Ernst
der Nation zugleich: urspruenglich, in der heidnischen Zeit, war ihr
Mittelpunkt das grosse Opferfest gewesen, das alljaehrlich zweimal, an der
Winter- und Sommer-Sonnenwende, alle Geschlechter des Volkes zur Verehrung
der gemeinsamen Goetter vereinte: daran schlossen sich dann Markt- und
Tausch-Verkehr, Waffenspiele und Heeresmusterung: die Versammlung hatte
zugleich die hoechste Gerichtsgewalt und die letzte Entscheidung ueber Krieg
und Frieden und die Verhaeltnisse zu andern Staaten.
Und noch immer, auch in dem christlichen Gotenstaat, in welchem der Koenig
so manches Recht, das sonst dem Volke zukam, erworben, hatte die
Volksversammlung eine hoechst feierliche Weihe, wenn auch deren alte
heidnische Bedeutung vergessen war: und die Reste der alten Volksfreiheit,
die selbst der gewaltige Theoderich nicht angetastet, lebten unter seinen
schwaechern Nachfolgern kraeftiger wieder auf.
Noch immer hatte die Gesamtheit der freien Goten das Urteil zu finden, die
Strafe zu verhaengen, wenn auch der Graf des Koenigs in dessen Namen das
Gericht leitete und das Urteil vollzog. Und oft schon hatten germanische
Voelker selbst ihre Koenige wegen Verrates, Mordes und andrer schwerer
Frevel vor offner Volksversammlung angeklagt, gerichtet und getoetet. In
dem stolzen Bewusstsein, sein eigner Herr zu sein und niemand, auch dem
Koenig nicht, ueber das Mass der Freiheit hinaus zu dienen, zog der Germane
in allen seinen Waffen zu dem "Ding" wo er sich im Verband mit seinen
Genossen sicher und stark fuehlte und seine und seines Volkes Freiheit,
Kraft und Ehre in lebendigen Bildern und Thaten vor Augen sah.
Zur diesmaligen Versammlung aber zog es die Goten mit besonders starken
Gruenden. Der Krieg mit Byzanz war zu erwarten oder schon ausgebrochen, als
die Ladung nach Regeta erging: das Volk freute sich auf den Kampf mit dem
verhassten Feind und freute sich, zuvor
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