schirmen, wenn Theoderich schied? Seinen Namen hoert' ich bei
jedem Sieg, den wir erfochten, bei jedem weisen Werke des Friedens, das
geschehn. Ich hatt' ihn nie gesehen. Ich sehnte mich danach, ihn zu sehen.
Heute hab' ich ihn gesehen und gehoert. Ich habe sein Aug' gesehen, das
klar und milde wie die Sonne. Ich hab' sein Wort gehoert; ich hab' gehoert,
wie er dem Feind selbst, dem verhassten, zu Recht und zu Gerechtigkeit
verhalf. Ich hab' gehoert, wie er allein, da uns alle der blinde Hass
fortriss mit dunkler Schwinge, klar blieb und ruhig und gerecht. Da dacht'
ich mir in meinem alten Herzen: "der Mann ist koeniglich geartet, stark im
Kampf und gerecht im Frieden, hart wie Stahl und klar wie Gold." Goten:
der Mann soll unser Koenig sein. Nennt mir den Mann!"
"Graf Witichis, ja Witichis, heil Koenig Witichis!"
Waehrend dieser brausende Jubelruf durch das Gefilde hallte, hatte ein
erschuetternder Schreck den bescheidnen Mann ergriffen, der gespannt der
Rede des Alten gefolgt war und erst ganz zu Ende von der Ahnung ergriffen
ward, dass er der so Gepriesne sei.
Als er nun aber seinen Namen in diesem tausendstimmigen Jauchzen
erschallen hoerte, ueberkam ihn vor allen andern Gedanken das Gefuehl: "Nein,
das kann, das soll nicht sein."
Er riss sich von Teja und Hildebad, die freudig seine Haende drueckten, los,
und sprang hervor, das Haupt schuettelnd und, wie abwehrend, den Arm
ausstreckend. "Nein!" rief er, "nein, Freunde! nicht das mir! Ich bin ein
schlichter Kriegsmann, nicht ein Koenig. Ich bin vielleicht ein gutes
Werkzeug, kein Werkmeister! Waehlt einen andern, einen Wuerdigern!"
Und wie bittend streckt er beide Haende gegen das Volk.
Aber der donnernde Ruf: "Heil Koenig Witichis!" ward ihm statt aller
Antwort. Und nun trat der alte Hildebrand vor, fasste seine Hand und sprach
laut: "Lass ab, Witichis! wer war es, der zuerst geschworen, unweigerlich
den Koenig anzuerkennen, der auch nur eine Stimme mehr haette? Siehe, du
hast alle Stimmen und willst dich wehren?"
Aber Witichis schuettelte das Haupt und presste die Hand vor die Stirn. Da
trat der Alte ganz nah zu ihm und fluesterte in sein Ohr: "Wie? muss ich
dich staerker mahnen? Muss ich dich mahnen jenes naechtigen Eides und Bundes,
da du gelobtest: "Alles zu meines Volkes Heil." Ich weiss, - ich kenne
deine klare Seele, -: dir ist die Krone mehr eine Last als eine Zierde:
ich ahne, dass dir diese Krone grosse, bittre Schmerzen bringen wird.
Viellei
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