und sprach: "Des Neidkoenigs
waeren wir ledig! Er wird seinen Raecher finden. Aber jetzt, treue Maenner,
gilt es, einen neuen Koenig waehlen. Denn ohne Koenig sind wir nie gewesen.
Soweit unsere Sagen und Sprueche zurueckdenken, haben die Ahnen einen auf
den Schild gehoben, das lebende Bild der Macht, des Glanzes, des Glueckes
der guten Goten. Solang es Goten giebt, werden sie Koenige haben: und
solang sich ein Koenig findet, wird ihr Volk bestehn. Und jetzt vor allem
gilt's, ein Haupt, einen Fuehrer zu haben. Das Geschlecht der Amelungen ist
glorreich aufgestiegen, wie eine Sonne: lang hat sein hellster Strahl,
Theoderich, geleuchtet: aber schmaehlich ist's erloschen in Theodahad. Auf,
Volk der Goten, du bist frei! frei waehle dir den rechten Koenig, der dich
zu Sieg und Ehre fuehrt. Dein Thron ist leer: mein Volk, ich lade dich zur
Koenigswahl!"
"Zur Koenigswahl!" sprach diesmal feierlich und machtvoll der Chor der
Tausende.
Da trat Witichis auf den Dingstein, hob den Helm vom Haupt und die Rechte
gen Himmel: "Du weisst es, Gott, der in den Sternen geht, uns treibt nicht
frevler Kitzel des Ungehorsams und des Uebermuts: uns treibt das heilige
Recht der Not. Wir ehren das Recht des Koenigtums, den Glanz, der von der
Krone strahlt: geschaendet aber ist dieser Glanz und in der hoechsten Not
des Reiches ueben wir des Volkes hoechstes Recht. Herolde sollen ziehen zu
allen Voelkern der Erde und laut verkuenden: nicht aus Verachtung, aus
Verehrung der Krone haben wir es gethan.
Wen aber waehlen wir? Viel sind der wackern Maenner im Volk, von altem
Geschlecht, von tapfrem Arm und klugem Geist. Wohl mehrere sind der Krone
wuerdig. Wie leicht kann es kommen, dass einer diesen, der andere jenen
vorzieht? Aber um Gott, nur jetzt keinen Zwist, keinen Streit! Jetzt, da
der Feind im Lande liegt! Drum lasst uns schwoeren vorher feierlich: wer das
Stimmenmehr erhaelt, sei's nur um Eine Stimme, den wollen wir alle als
unsern Koenig achten, unweigerlich, und keinen andern. Ich schwoere es: -
schwoert mit mir."
"Wir schwoeren!" riefen die Goten.
Aber der junge Arahad stimmte nicht ein. Ehrgeiz und Liebe loderten in
seinem Herzen: er bedachte, dass sein Haus jetzt, nach dem Fall der Balten
und der Amaler, das edelste war im Volk: er hoffte, Mataswinthens Hand zu
gewinnen, wenn er ihr eine Krone bieten konnte: und kaum war der Schwur
verhallt, als er vortrat und rief: "Wen sollen wir waehlen, gotische
Maenner? bedenkt euch wohl!
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