unter der versammelten Menge
ein anfangs leises, dann lauter toenendes und endlich fast betaeubendes
Getoese von fragenden, streitenden, zweifelnden Stimmen.
Es war naemlich schon bei dem Zug der Sajonen aufgefallen, dass er nicht,
wie gewoehnlich, von dem Grafen gefuehrt war, der im Namen und Bann des
Koenigs das Gericht abzuhalten und zu leiten pflegte. Doch hatte man
erwartet, dass dieser Vertreter des Koenigs wohl waehrend der Umschnuerung des
Platzes erscheinen werde. Als nun aber diese Arbeit geschehen, und der
Spruch der Alten, der zum Beginn des Gerichts aufforderte, ergangen und
doch immer noch kein Graf, kein Beamter erschienen war, der allein die
Eroeffnungsworte sprechen konnte, ward die Merksamkeit aller auf jene
schwer auszufuellende Luecke gelenkt. Waehrend man nun ueberall nach dem
Grafen, dem Vertreter des Koenigs, fragte und suchte, erinnerte man sich,
dass dieser ja verheissen hatte, in Person vor seinem Volk zu erscheinen,
sich und seine Koenigin gegen die erhobnen schweren Anklagen zu
verteidigen.
Aber da man jetzt bei des Koenigs Freunden und Anhaengern sich nach ihm
erkundigen wollte, ergab sich die verdaechtige Thatsache, die man bisher,
im Gedraeng der allgemeinen Begruessungen, gar nicht wahrgenommen, dass
naemlich auch nicht Einer der zahlreichen Verwandten, Freunde, Diener des
Koenigshauses, die zur Unterstuetzung der Beschuldigten zu erscheinen Recht,
Pflicht und Interesse hatten, in der Versammlung zugegen war, wiewohl man
sie vor wenigen Tagen zahlreich in den Strassen und in der Umgegend Roms
gesehen hatte.
Das erregte Befremden und Argwohn: und lange schien es, als ob an dem Laerm
ueber diese Seltsamkeit und an dem Fehlen des Koenigsgrafen der rechtmaessige
Anfang der ganzen Verhandlung scheitern solle. Verschiedene Redner hatten
bereits vergeblich versucht, sich Gehoer zu verschaffen. -
Da erscholl ploetzlich aus der Mitte der Versammlung ein alles uebertoenender
Klang, dem Kampfruf eines furchtbaren Ungetuemes vergleichbar. Aller Augen
folgten dem Schall: und sahen im Mittelgrund des Platzes, an den Ruecken
einer hohen Steineiche gelehnt, eine hohe ragende Gestalt, die in den
hohlen, vor den Mund gehaltnen Erzschild mit lauter Stimme den gotischen
Schlachtruf ertoenen liess. Als sie den Schild senkte, erkannte man das
maechtige Antlitz des alten Hildebrand, dessen Augen Feuer zu spruehen
schienen.
Begeisterter Jubel begruesste den greisen Waffenmeister des grossen Koenigs,
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