FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   278   279   280   281   282   283   284   285   286   287   288   289   290   291   292   293   294   295   296   297   298   299   300   301   302  
303   304   >>  
n, wie seinen Herrn, Lied und Sage schon bei lebendem Leib zu einer mythischen Gestalt unter den Goten gemacht hatten. Als sich der Zuruf gelegt, hob der Alte an: "Gute Goten, meine wackern Maenner. Es ficht euch an und will euch befremden, dass ihr keinen Grafen seht und Vertreter des Mannes, der eure Krone traegt. Lasst's euch nicht Bedenken machen! Wenn der Koenig meint, damit das Gericht zu stoeren, so soll er irren. Ich denke noch die alten Zeiten und sage euch: das Volk kann Recht finden ohne Koenig, und Gericht halten ohne Koenigsgrafen. Ihr seid alle herangewachsen in neuer Uebung und Sitte, aber da steht Haduswinth, der Alte, kaum ein paar Winter juenger denn ich: der wird's mir bezeugen: beim Volk allein ist alle Gewalt: das Gotenvolk ist frei!" "Ja, wir sind frei!" rief ein tausendstimmiger Chor. "Wir waehlen uns unsern Dinggrafen selbst, schickt der Koenig den seinen nicht," rief der graue Haduswinth, "Recht und Gericht war, eh' Koenig war und Graf. Und wer kennt besser allen Brauch des Rechts als Hildebrand, Hildungs Sohn? Hildebrand soll unser Dinggraf sein." "Ja!" hallte es ringsum wieder, "Hildebrand soll unser Dinggraf sein." "Ich bin's durch eure Wahl: und achte mich so gut bestellt, als haette mir Koenig Theodahad Brief und Pergament darueber ausgestellt. Auch haben meine Ahnen Gericht gehalten den Goten seit Jahrhunderten. Kommt, Sajonen, helft mir oeffnen das Gericht." Da eilten zwoelf von den Frondienern herzu. Vor der Eiche lagen noch die Truemmer eines uralten Fanums des Waldgottes Picus: die Sajonen saeuberten die Stelle, hoben die breitesten der Steine zurecht und lehnten links und rechts zwei der viereckigen Platten an den Stamm der Eiche, so dass ein stattlicher Richterstuhl dadurch gebildet ward. Und so hielt, von dem Altar des altitalischen Wald- und Hirtengottes herab, der Gotengraf Gericht. Andere Sajonen warfen einen blauen weitfaltigen Wollmantel mit breitem, weissem Kragen ueber Hildebrands Schultern, gaben ihm den oben gekruemmten Eschenstab in die Hand und hingen links zu seinen Haeupten einen blanken Stahlschild an die Zweige der Eiche. Dann stellten sie sich in zwei Reihen zu seiner Rechten und Linken auf: der Alte schlug mit dem Stab auf den Schild, dass er hell erklang, dann setzte er sich, das Antlitz gegen Osten und sprach: "Ich gebiete Stille, Bann und Frieden! Ich gebiete Recht und verbiete Unrecht, Hastmut und Scheltwort und Waffenzuecken, und alles, was den
PREV.   NEXT  
|<   278   279   280   281   282   283   284   285   286   287   288   289   290   291   292   293   294   295   296   297   298   299   300   301   302  
303   304   >>  



Top keywords:

Gericht

 

Koenig

 
seinen
 

Sajonen

 

Hildebrand

 
Dinggraf
 
Haduswinth
 
gebiete
 

Stille

 

Waldgottes


Fanums
 

uralten

 

Truemmer

 
saeuberten
 
rechts
 
Antlitz
 
viereckigen
 

sprach

 

lehnten

 
Frieden

breitesten

 

Steine

 

zurecht

 

Stelle

 

Jahrhunderten

 
gehalten
 

darueber

 

ausgestellt

 

oeffnen

 

Unrecht


verbiete

 

Frondienern

 
Hastmut
 

zwoelf

 

eilten

 

Waffenzuecken

 

Scheltwort

 
setzte
 

stattlicher

 

Reihen


seiner

 

Hildebrands

 

Schultern

 

Kragen

 

Linken

 
breitem
 
Rechten
 

weissem

 

stellten

 

gekruemmten