rgessen, wie dereinst zwei junge Maedchen spielten
unter dem Schatten der Platanen auf der Wiese vor Ravenna? Sie waren die
ersten unter ihren Gespielinnen: beide jung, schoen und lieblich:
Koenigskind die eine, die andere die Tochter der Balten. Und die Maedchen
sollten eine Koenigin des Spieles waehlen: und sie waehlten Gothelindis, denn
sie war noch schoener als du und nicht so herrisch: und sie waehlten sie
einmal, zweimal nacheinander. Die Koenigstochter aber stand dabei von
wildem, unbaendigem Stolz und Neid verzehrt: und als man mich zum dritten
wieder gewaehlt, fasste sie die scharfe, spitzige Gartenschere" -
"Halt ein, o schweig, Gothelindis."
- "Und schleuderte sie gegen mich. Und sie traf; aufschreiend, blutend
stuerzte ich zu Boden, meine ganze Wange eine klaffende Wunde und mein
Auge, mein Auge durchbohrt. Ha, wie das schmerzt, noch heute."
"Verzeih, vergieb, Gothelindis!" jammerte die Gefangene. "Du hattest mir
ja laengst verziehn."
"Verzeihen? ich dir verzeihen? Dass du mir das Auge aus dem Antlitz und die
Schoenheit aus dem Leben geraubt, das soll ich verzeihen? Du hattest
gesiegt fuers Leben: Gothelindis war nicht mehr gefaehrlich: sie trauerte im
stillen, die Entstellte floh das Auge der Menschen.
Und Jahre vergingen.
Da kam an den Hof von Ravenna aus Hispanien der edle Eutharich, der Amaler
mit dem dunkeln Auge und der weichen Seele: und er, selber krank, erbarmte
sich der kranken halb Blinden: und er sprach mit ihr voll Mitleid und
Guete, mit der Haesslichen, die sonst alle mieden. O wie erquickte das meine
duerstende Seele! Und es ward beraten, zur Tilgung uralten Hasses der
beiden Geschlechter, zur Suehne alter und neuer Schuld, - denn auch den
Baltenherzog Alarich hatte man auf geheime, unbewiesene Anklage gerichtet
- dass die arme misshandelte Baltentochter des edelsten Amalers Weib werden
sollte.
Aber als du es erfuhrst, du, die mich verstuemmelt, da beschlossest du, mir
den Geliebten zu nehmen: nicht aus Eifersucht, nicht, weil du ihn
liebtest, nein, aus Stolz: weil du den ersten Mann im Gotenreich, den
naechsten Manneserben der Krone, fuer dich haben wolltest.
Das beschlossest du und hast es durchgesetzt: denn dein Vater konnte dir
keinen Wunsch versagen: und Eutharich vergass alsbald seines Mitleids mit
der Einaeugigen, als ihm die Hand der schoenen Koenigstochter winkte. Zur
Entschaedigung - oder war es zum Hohne? - gab man auch mir einen Amaler: -
Theodahad, den elenden Feig
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