wartungen von
der kaiserlichen Flotte in die Irre gelenkt. Von unsern gotischen Freunden
war nur Totila in Unteritalien: vergeblich hatte er als Seegraf von
Neapolis die Regierung zu Ravenna gewarnt und um Vollmachten, um Mittel
zur Verteidigung Siciliens gebeten. Wir werden sehen, wie ihm alle Mittel
genommen wurden, das Ereignis zu verhindern, das sein Volk bedrohte, das
gerade in die lichten Kreise seines eignen Lebens zuerst verhaengnisvolle
Schatten werfen und die Bande des Glueckes zerreissen sollte, mit welchen
ein freundliches Schicksal diesen Liebling der Goetter bisher umwoben
hatte.
Denn in Baelde war es der unwiderstehlichen Anmut seiner Natur gelungen,
das edle, wenn auch strenge, Herz des Valerius zu gewinnen. Wir haben
gesehen, wie maechtig die Bitten der Tochter, das Andenken an die
Scheideworte der Gattin, die Offenheit Totilas schon in jener Stunde der
naechtlichen Ueberraschung auf den wuerdigen Alten gewirkt.
Totila blieb als Gast in der Villa: Julius, mit seiner gewinnenden Guete,
wurde von den Liebenden zu Hilfe gerufen und ihren vereinten Einfluessen
gab der Sinn des Vaters allmaehlich nach. Dies war jedoch bei dem strengen
Roemertum des Alten nur dadurch moeglich, dass von allen Goten Totila an
Sinnesart, Bildung und Wohlwollen den Roemern am naechsten stand, so dass
Valerius bald einsah, er koenne einen Juengling nicht "barbarisch" schelten,
der besser als mancher Italier die Sprache, die Weisheit und die Schoenheit
der hellenischen und roemischen Litteratur kannte und wuerdigte, und, wie er
seine Goten liebte, so die Kultur der alten Welt bewunderte.
Dazu kam endlich, dass im politischen Gebiet den alten Roemer und den jungen
Germanen der gemeinsame Hass gegen die Byzantiner verband. Wenn der offnen
Heldenseele Totilas in den tueckischen Erbfeinden seiner Nation die
Mischung von Heuchelei und Gewaltherrschaft unwillkuerlich wie dem Lichte
die Nacht verhasst war, so war fuer Valerius die ganze Tradition seiner
Familie eine Anklage gegen das Imperatorentum und Byzanz. Die Valerier
hatten von jeher zu der aristokratisch-republikanischen Opposition wider
das Caesarentum gezaehlt. Und so mancher der Ahnen hatte schon seit den
Tagen des Tiberius die alt-republikanische Gesinnung mit dem Tode gebuesst
und besiegelt. Niemals hatten diese Geschlechter im Herzen die Uebertragung
der Weltherrschaft von der Tiberstadt nach Byzanz anerkannt: in dem
byzantinischen Kaisertum erblickte Valerius den Gipfel
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