"Du irrst, Teufelin, sie _sind_ gewarnt. Ich, ihre Koenigin, habe sie
gewarnt. Heil meinem Volk! Verderben seinen Feinden und Gnade meiner
Seele!"
Und mit raschem Sprung stuerzte sie sich hoch von der Bruestung in die
Fluten, die sich brausend ueber ihr schlossen.
Gothelindis blickte starr auf die Stelle, wo ihr Opfer gestanden. "Sie ist
verschwunden," sagte sie. Dann schaute sie in die Flut: obenauf schwamm
das Brusttuch Amalaswinthens. "Noch im Tode ueberwindet mich dieses Weib,"
sagte sie langsam: "wie lang war der Hass und wie kurz die Rache!"
Siebentes Kapitel.
Wenige Tage nach diesen Ereignissen finden wir zu Ravenna in dem Gemach
des Gesandten von Byzanz eine Anzahl von vornehmen Roemern, geistlichen und
weltlichen Standes versammelt - auch die Bischoefe Hypatius und Demetrius
aus dem Ostreich weilten bei ihm.
Grosse Aufregung, aus Zorn und Furcht gemischt, sprach aus allen
Gesichtern, als der gewandte Rhetor seine Ansprache mit folgenden Worten
schloss: "Deshalb, ihr ehrwuerdigen Bischoefe des Westreichs und des
Ostreichs und ihr edeln Roemer, hab' ich euch hierher beschieden. Laut und
feierlich lege ich vor euch im Namen meines Kaisers Verwahrung ein gegen
alle Thaten der Arglist und Gewalt, die im geheimen gegen die hohe Frau
veruebt werden moegen.
Seit neun Tagen ist sie verschwunden aus Ravenna: wohl mit Gewalt
hinweggefuehrt aus eurer Mitte: sie, die von jeher die Freundin, die
Beschuetzerin der Italier gewesen. Verschwunden ist am gleichen Tage die
Koenigin, ihre grimme Feindin. Ich habe Eilboten ausgesandt nach allen
Richtungen, noch bin ich ohne Nachricht! aber wehe, wenn ... -"
Er konnte nicht vollenden.
Dumpfes Geraeusch scholl von dem Forum des Herkules herauf, bald hoerte man
hastige Schritte im Vestibulum, der Vorhang ward zurueckgeschlagen und ins
Gemach eilte staubbedeckt einer der byzantinischen Sklaven des Gesandten:
"Herr," rief er, "sie ist tot! sie ist ermordet!"
"Ermordet!" scholl es in der Runde.
"Durch wen?" fragte Petros.
"Von Gothelindis auf der Villa im Bolsener See."
"Wo ist die Leiche? Wo die Moerderin?"
"Gothelindis giebt vor, die Fuerstin sei im Bad ertrunken, unkundig mit den
Wasserkuensten spielend. Aber man weiss, dass sie ihrem Opfer von hier auf
dem Fusse nachgefolgt. Roemer und Goten eilen zu Hunderten nach der Villa,
die Leiche in feierlichem Zuge hierher zu geleiten. Die Koenigin floh vor
der Rache des Volks in
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