bildete und nach Belieben in zwei Halbkreisen
rechts und links in das Gemaeuer geschoben werden konnte, so dass die beiden
Stockwerke dann einen ungeteilten turmhohen Raum bildeten, der zum Zweck
der Reinigung oder zum Behuf von Schwimm- und Taucherspielen ganz von dem
Wasser des Sees erfuellt werden konnte.
Regelmaessig aber bildete das obere Achteck fuer sich den Raum des warmen
Bades, in das vielfach verschlungene Wasserkuenste in hundert Roehren mit
zahllosen Delphinen, Tritonen und Medusenhaeuptern von Bronze und Marmor
duftige, mit Oelen und Essenzen gemischte Fluten leiteten, waehrend
zierliche Stufen von der Galerie, auf der man sich entkleidete, in das
muschelfoermige Porphyrbecken des eigentlichen Baderaumes hinabfuehrten.
Waehrend sich die Fuerstin noch diese Raeume ins Gedaechtnis zurueckrief,
erschien das Weib des Thuersklaven, sie in das Bad abzuholen. Sie gingen
durch weite Saeulenhallen und Buechersaele, in welchen aber die Fuerstin die
Kapseln und Rollen Cassiodors vermisste, in der Richtung nach dem Garten;
die Sklavin trug die feinen Badetuecher, Oelflaeschchen und den Salbenkrug.
Endlich gelangte sie in das turmaehnliche Achteck des Badepalastes, dessen
saemtliche Gelasse an Boden, Wand und Decke durchaus mit hellgrauen
Marmorplatten belegt waren. Vorueber an den Hallen und Gaengen, die der
Gymnastik und dem Ballspiel vor und nach dem Bade dienten, vorueber an den
Heizstuebchen, den Auskleide- und Salbgemaechern eilten sie sofort nach dem
Caldarium, dem warmen Bade. Die Sklavin oeffnete schweigend die in die
Marmorwand eingesenkte Thuer.
Amalaswintha trat ein und stand auf der schmalen Galerie, die rings um das
Bassin lief: gerade vor ihr fuehrten die bequemen Stufen in das Bad, aus
dem bereits warme und koestliche Dufte aufstiegen. Das Licht fiel von oben
herein durch eine achteckige Kuppel von kunstvoll geschliffenem Glas:
gerade am Eingang erhob sich eine Treppe von Cedernholz, die auf zwoelf
Staffeln zu einer Sprungbruecke fuehrte: rings an den Marmorwaenden der
Galerie wie des Beckens verkleideten zahllose Reliefs die Muendungen der
Roehren, die den Wasserkuensten und der Luftheizung dienten.
Ohne ein Wort legte das Weib das Badegeraet auf die weichen Kissen und
Teppiche, die den Boden der Galerie bedeckten und wandte sich zur Thuere.
"Woher bist du mir bekannt?" fragte die Fuerstin sie nachdenklich
betrachtend, "wie lange bist du hier?"
"Seit acht Tagen." Und sie ergriff die Thuere.
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