sinnend: "aber Gothelindis Koenigin!"
Da trat Cethegus ihr naeher und sah ihr scharf ins Auge: "So klein ist
Amalaswintha nicht, dass sie klaeglicher Weiberfeindschaft gedenkt, wo es
edler Entschluesse bedarf. Du erschienst mir von jeher groesser als dein
Geschlecht. Beweis' es jetzt. Entscheide dich!"
"Nicht jetzt," sprach Amalaswintha, "meine Stirne glueht, und verwirrend
pocht mein Herz. Lass mir diese Nacht, mich zu fassen. Du hast mir
Entsagung zugetraut: ich danke dir. Morgen die Entscheidung."
Viertes Buch.
THEODAHAD.
"Nachbarn zu haben schien Theodahad
eine Art von Unglueck."
Prokop, Gotenkrieg I. 3.
Erstes Kapitel.
Am andern Morgen verkuendete ein Manifest dem staunenden Ravenna, dass die
Tochter Theoderichs zu Gunsten ihres Vetters Theodahad auf die Krone
verzichtet und dass dieser, der letzte Mannesspross der Amelungen, den Thron
bestiegen habe. Italier und Goten wurden aufgefordert, dem neuen Herrscher
den Eid der Treue zu schwoeren.
So hatte Cethegus richtig gerechnet.
Das Gewissen der unseligen Frau fuehlte sich durch manche Thorheit, ja
durch blut'ge Schuld schwer belastet: edle Naturen suchen Erleichterung
und Busse in Opfer und Entsagung: durch ihrer Tochter und Cassiodors
Anklagen war ihr Herz maechtig bewegt worden und der Praefekt hatte sie in
guenstiger Stimmung fuer seinen Rat gefunden. Weil er so bitter war,
befolgte sie ihn: ja sie hatte, um ihr Volk zu retten und ihre Schuld zu
suehnen, sich noch weitere Demuetigungen vorgesteckt.
Ohne Schwierigkeit vollzog sich der Thronwechsel.
Die Italier zu Ravenna waren zu einer Erhebung keineswegs vorbereitet und
wurden von Cethegus auf gelegnere Zeit vertroestet. Auch war der neue Koenig
als Freund roemischer Bildung bei ihnen bekannt und beliebt.
Die Goten freilich schienen sich nicht ohne weitres den Tausch gefallen
lassen zu wollen. Fuerst Theodahad war allerdings ein Mann - das empfahl
ihn gegenueber Amalaswinthen - und ein Amaler: das wog schwer zu seinen
Gunsten gegenueber jedem andern Bewerber um die Krone.
Aber im uebrigen war er im Volke der Goten keineswegs hoch angesehen.
Unkriegerisch und feige, verweichlicht an Leib und Seele hatte er keine
der Eigenschaften, welche die
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