d vollwertige Truppen haben, um sowohl die russischen
Heeresmassen im grossen Weichselbogen als auch die feindlichen Korps
noerdlich der mittleren Weichsel durch starke, durchhaltende Angriffe
frontal zu fesseln oder auch nur auf laengere Zeitspanne hinaus zu
taeuschen. Wir werden freilich trotz alledem ueberall unsere Truppen zum
Angriff vorgehen lassen, aber es waere doch ein gefaehrlicher Irrtum,
hiervon sich allzuviel zu versprechen.
Was an starken, angriffskraeftigen Verbaenden irgendwo freigemacht werden
kann, muss zur Verstaerkung der 9. Armee herangeholt werden. Sie fuehrt den
entscheidenden Schlag. Mag die 8. Armee noch so bedroht sein, sie muss
2 Armeekorps zugunsten der 9. abgeben. Die Verteidigung der erst vor
kurzem befreiten Provinz kann unter solchen Verhaeltnissen freilich nicht
mehr an der russischen Landesgrenze durchgefuehrt werden sondern muss in das
Seengebiet und an die Angerapp zurueckverlegt werden; ein harter Entschluss.
Die Gesamtstaerke der 9. Armee wird durch die geschilderte Massnahme auf
etwa 51/2 Armeekorps und 5 Kavalleriedivisionen gebracht. Zwei von letzteren
werden aus der Westfront herangefuehrt. Weitere Kraefte glaubt die Oberste
Heeresleitung trotz unserer ernsten Vorstellungen dort nicht freimachen zu
koennen. Sie hofft in dieser Zeit immer noch auf einen guenstigen Ausgang
der Schlacht bei Ypern. Die Schwierigkeiten des Zweifrontenkrieges zeigen
sich erneut in ihrer ganzen Groesse und Bedeutung.
Was auf unserer Seite an Kraeften fehlt, muss wieder durch Schnelligkeit und
Tatkraft ersetzt werden. Ich bin sicher, dass in dieser Beziehung das
Menschenmoegliche von seiten der Armeefuehrungen und Truppen geleistet
werden wird. Schon am 10. November steht die 9. Armee angriffsbereit, am
11. bricht sie los, mit dem linken Fluegel laengs der Weichsel, mit dem
rechten noerdlich der Warthe. Es ist hohe Zeit, denn schon kuendet sich an,
dass auch der Gegner vorgehen will. Ein feindlicher Funkspruch verraet, dass
die Armeen der Nordwestfront, d. h. also alles, was von russischen Kraeften
von der Ostsee bis einschliesslich Polen steht, am 14. November zu einem
tiefen Einfall in Deutschland antreten sollen. Wir entreissen dem
russischen Oberbefehlshaber die Vorhand, und als er am 13. unsere
Operation erkennt, wagt er nicht, den grossen Stoss gegen Schlesien
durchzufuehren, sondern wirft alle verfuegbaren Kraefte unserem Angriff
entgegen. Schlesien ist damit vorlaeufig gerettet, der erste Zweck
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