he Berufung in den neuen Wirkungskreis
veranlassten, erfuhr ich aus dem Munde meines Kaisers, der meines
Vorgaengers stets ehrend gedachte, weder bei der Uebernahme meiner neuen
Stellung noch spaeter. Derartige Feststellungen rein historischen Wertes zu
machen, fehlte mir immer die Neigung, damals aber auch die Zeit. Draengten
sich doch die Entscheidungen nicht nach Tagen sondern nach Stunden.
Kriegslage Ende August 1916
Die Kriegslage, unter welcher der Wechsel in der Leitung der Operationen
erfolgte, war nach den ersten Eindruecken, die ich gewann, folgende:
Die Verhaeltnisse an der Westfront waren nicht ohne Bedenken. Verdun war
nicht in unsere Haende gefallen, auch die Hoffnung auf Zerreibung der
franzoesischen Heereskraft in dem gewaltigen Feuerbogen, der sich um die
Nord- und Nordostfront der Festung gebildet hatte, war nicht verwirklicht.
Ein Erfolg unseres dortigen Angriffes war immer aussichtsloser geworden,
aber das Unternehmen war noch nicht aufgegeben. An der Somme raste das
Ringen nunmehr seit fast zwei Monaten. Wir kamen dort von einer Krisis in
die andere. Unsere Linien standen andauernd im Zustand aeusserster
Zerreissprobe.
Im Osten war die russische Offensive im Suedostteil der Karpathen bis auf
den Gebirgskamm hinaufgebrandet. Ob dieser letzte Schutzwall ungarischen
Landes mit den jetzt verfuegbaren Kraeften gegen neue Anstuerme zu behaupten
sein wuerde, musste nach den bisherigen Ergebnissen bezweifelt werden. Auch
im Vorlande des Nordwestteils der Karpathen war die Lage aufs aeusserste
gespannt. Zwar hatten die russischen Angriffe zurzeit dort etwas
nachgelassen, aber es war nicht zu hoffen, dass diese Ruhe von laengerer
Dauer sein wuerde.
Der oesterreichisch-ungarische Angriff aus Suedtirol hatte angesichts des
Zusammenbruchs an der galizischen Front aufgegeben werden muessen. Der
Italiener ging nun seinerseits wieder zum Angriff an der Isonzofront ueber.
Diese Kaempfe zehrten in starkem Masse an den oesterreichisch-ungarischen
Heereskraeften, welche sich dort unter den schwierigsten Verhaeltnissen
gegen mehrfache feindliche Ueberlegenheit, wert des hoechsten Ruhmes
schlugen.
Von Wichtigkeit fuer die Gesamtlage wie fuer die Not des Augenblickes waren
schliesslich auch die derzeitigen Verhaeltnisse auf dem Balkan. Die von den
Bulgaren auf unsere Anregung hin in Mazedonien unternommene Offensive
gegen Sarrail hatte nach anfaenglichen Erfolgen abgebrochen werden
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