ng der bulgarischen Stammesgenossen
gleichzeitig den Kampf um seine endgueltige Vormachtstellung auf dem
Balkan. Die mit den Mittelmaechten und der Tuerkei abgeschlossenen Vertraege
im Verein mit den bisherigen Kriegserfolgen schienen Bulgariens
weitgehenden Wuenschen sichere Erfuellung bringen zu wollen. Das Land war
freilich aus dem letzten Balkankriege stark erschoepft in den neuen Krieg
eingetreten. Ausserdem war es in den jetzigen Kampf bei weitem nicht mit
jener allgemeinen Begeisterung gegangen wie in denjenigen des Jahres 1912.
Diesmal war es mehr von der kuehlen Berechnung seiner Staatsmaenner als von
nationalem Schwung gefuehrt. Kein Wunder daher, wenn das Volk sich im
jetzigen Besitz der erstrebten Landesteile befriedigt fuehlte und keine
starken Neigungen zu neuen Unternehmungen zeigte. Ob das Zoegern mit der
Kriegserklaerung an Rumaenien - sie war bei meinem Eintreffen in Pless noch
nicht erfolgt - lediglich ein Ausfluss dieser Stimmung war, moechte ich
freilich heute noch bezweifeln. Die Verhaeltnisse in der
Lebensmittelversorgung des Landes waren, am deutschen Massstabe gemessen,
gute.
Im allgemeinen glaubte ich die Hoffnung zu haben, dass unser Buendnis mit
Bulgarien eine etwaige militaerische Belastungsprobe vertragen wuerde.
Ein nicht geringeres Vertrauen brachte ich der Tuerkei entgegen. Das
osmanische Reich war in den Kampf getreten ohne jegliche Bestrebungen nach
politischer Machterweiterung. Seine fuehrenden Persoenlichkeiten, allen
voran Enver Pascha, hatten klar erkannt, dass es fuer die Tuerkei in dem
ausgebrochenen Kampfe keine Neutralitaet geben koenne. Man kann sich in der
Tat nicht vorstellen, dass Russland und die Westmaechte die einschraenkenden
Bestimmungen ueber die Benutzung der Meerengen auf die Dauer haetten
beruecksichtigen koennen. Die Aufnahme des Kampfes bedeutete fuer die Tuerkei
eine Frage des Seins oder Nichtseins, ausgesprochener fast wie fuer uns
andere. Unsere Gegner taten uns einen Gefallen damit, dies von Anfang an
laut und deutlich zu verkuenden.
Die Tuerkei hatte bei diesem Kampfe bisher eine Staerke entwickelt, die alle
in Erstaunen setzte. Ihre aktive Kriegfuehrung ueberraschte Freunde wie
Feinde; sie fesselte starke gegnerische Kraefte auf allen asiatischen
Kriegsschauplaetzen. Man hat in Deutschland spaeterhin oftmals den Vorwurf
gegen die Oberste Heeresleitung erhoben, dass sie zur Staerkung der
Kampfkraft der Tuerkei ihre eigenen Mittel zersplittert haette. Man
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