Es duerfte wohl kein Zweifel darueber bestehen, dass die Entente in unserer
Lage die rumaenische Gefahr, oder vielleicht besser gesagt, die rumaenische
militaerische Drohstellung spaetestens 1915 beseitigt haette, und zwar mit
der Anwendung aehnlicher Mittel, wie sie solche gegen Griechenland in
Taetigkeit brachte. Wie es sich spaeter herausstellen sollte, wurde Rumaenien
im Sommer 1916 durch ein Ultimatum der Entente in den Kriegsstrudel
hineingetrieben, indem es aufgefordert wurde, entweder zum sofortigen
Angriff zu schreiten oder dauernd auf seine Vergroesserungsplaene zu
verzichten. Eine aehnliche Loesung war aber politisch zu gewalttaetig, als
dass sie bei uns ohne dringendste Not Anhaenger haette finden koennen. Wir
glaubten, mit Rumaenien saeuberlicher verfahren zu sollen, wohl in der
Hoffnung, dass es sich sein Grab selbst graben wuerde. Gewiss trat dies auch
ein, aber nach welchen Krisen und Opfern!
Die Beteiligung Rumaeniens am Kriege auf der Seite unserer Gegner rueckte in
greifbare Naehe, als die oesterreichische Ostfront zusammenbrach. Es waere
vielleicht nicht ausgeschlossen gewesen, dass sich diese Gefahr auch dann
noch haette beschwoeren lassen, wenn der deutsche Plan eines grossen
Gegenangriffes gegen den bis zu den Karpathen vorgedrungenen russischen
Suedfluegel haette verwirklicht werden koennen. Allein bei den immer erneuten
Zusammenbruechen in den oesterreichisch-ungarischen Linien kam diese
Operation nicht zustande. Die Angriffskraefte verschwanden in
Verteidigungsfronten.
Angesichts dieses Verlaufes der Kaempfe an der Ostfront hatte die deutsche
Oberste Heeresleitung Mitte August im Einvernehmen mit General Jekoff zu
dem Aushilfsmittel gegriffen, mit den bulgarischen Fluegelarmeen einen
grossen Schlag gegen die Ententekraefte bei Saloniki zu fuehren. Der Gedanke
war sowohl politisch wie militaerisch durchaus zu billigen. Gelang das
Unternehmen, so war zu erwarten, dass Rumaenien eingeschuechtert und seine
zweifellos vorhandene Hoffnung auf eine Zusammenwirkung mit Sarrail
zerstoert wuerde. Rumaenien waere daher vielleicht schon dann zur Ruhe
veranlasst worden, wenn starke bulgarische Kraefte nach einem Siege ueber
Sarrail fuer beliebige andere Verwendung freigeworden waeren. Die deutsche
Oberste Heeresleitung geriet freilich gerade durch diesen Angriff der
Bulgaren zunaechst in einen gewissen militaerischen Widerspruch hinein. Da
sie naemlich gleichzeitig gezwungen war, Truppen in Nordbulgarie
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