cheiterte, gab es fuer mich nur noch
militaerische Ruecksichten. Die Entwicklung unserer Kriegslage, besonders in
Rumaenien, bis Ende Dezember gestattete nunmehr nach meiner Ueberzeugung die
weitestgehende Anwendung der wirkungsvollen Waffe.
Am 9. Januar 1917 gab unser Allerhoechster Kriegsherr gegen die Ansicht des
Reichskanzlers von Bethmann auf Vorschlag des Admiralstabs und
Generalstabs die bejahende Entscheidung. Wir waren uns alle nicht im
Zweifel ueber die Schwere des Schrittes.
Jedenfalls gab aber die Anwendung des Unterseebootkrieges mit seinen
verlockenden Aussichten Heer und Heimat lange Zeit hindurch eine grosse
moralische Staerkung fuer Fortfuehrung des Landkrieges.
Angesichts des fuer uns verhaengnisvollen Ausgangs des Krieges hat man die
Erklaerung des uneingeschraenkten Unterseebootkrieges fuer ein Vabanquespiel
halten zu muessen geglaubt. Damit versuchte man diesen unseren Entschluss
politisch und militaerisch wie auch moralisch herabzuwuerdigen. Man
uebersieht bei diesem Urteil, dass nahezu alle entscheidenden Entschluesse,
und zwar nicht nur diejenigen im Kriege, ein schweres Risiko in sich
tragen, ja, dass die Groesse einer Tat hauptsaechlich darin liegt und daran zu
messen ist, dass ein hoher Einsatz gewagt wird. Wenn ein Feldherr auf dem
Schlachtfelde seine letzten Reserven in den Kampf schickt, so tut er
nichts anderes, als was sein Vaterland mit Recht von ihm fordert: Er nimmt
die volle Verantwortung auf sich und beweist den Mut zum letzten
entscheidenden Schritt, ohne den der Sieg nicht zu erringen waere. Ein
Fuehrer, der es nicht auf sich nehmen kann oder will, die letzte Kraft an
den Erfolg zu setzen, ist ein Verbrecher an dem eigenen Volk. Misslingt ihm
der Schlag, dann freilich wird er von dem Fluch und dem Hohn der Schwachen
und Feiglinge getroffen. Das ist nun einmal das Schicksal des Soldaten. Es
wuerde jeder Groesse entbehren, wenn es nur auf sicheren Berechnungen sich
gruenden liesse, und wenn die Erringung des Lorbeers nicht abhaengig waere von
dem Mute der Verantwortung. Diesen Mut heranzubilden, war Ziel unserer
deutschen militaerischen Erziehung. Sie konnte dabei hinweisen auf die
groessten Vorbilder in der eigenen Geschichte sowie auf die maechtigsten
Taten unserer gefaehrlichsten Gegner. Gab es einen kuehneren Einsatz der
letzten Kraft, als ihn der grosse Koenig bei Leuthen wagte und damit das
Vaterland und seine Zukunft rettete? Hat man nicht auch den Entschluss
Napoleons I.
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