nne Nivelles vom Oktober des
vergangenen Jahres. Traut man diesem Verfahren von englischer Seite nicht,
oder fuehlt man sich taktisch hierfuer zu ungewandt? Der Grund ist fuer den
Augenblick gleichgueltig, die Tatsache genuegt und redet eine furchtbare
Sprache. Der englische Angriff braust ueber die ersten, zweiten, dritten
Graeben hinweg. Stuetzpunktgruppen versagen oder verstummen nach
heldenmuetigem Widerstand; Artillerie geht in Masse verloren. Das
Verteidigungsverfahren hatte scheinbar versagt!
Eine schwere Krise tritt ein. Eine jener Lagen, in der alles haltlos
geworden zu sein scheint. "Krisen muss man vermeiden", ruft der Laie. Der
Soldat kann ihm nur antworten: "Dann verzichten wir besser von vornherein
auf den Krieg, denn sie sind unvermeidlich. Sie liegen einfach in der
Natur des Krieges und kennzeichnen ihn als das Gebiet des Ungewissen und
der Gefahr. Nicht Krisen zu vermeiden sondern sie zu ueberwinden, ist
Aufgabe der Kriegskunst. Wer schon vor ihrem Drohen zurueckschrecken
wollte, bindet sich selbst die Haende, wird ein Spielball des kuehneren
Gegners und geht bald in einer Krisis zu Grunde."
Ich will hiermit nicht behaupten, dass die Krisis am 9. April nach all den
Vorbereitungen, die man zu treffen imstande gewesen waere, nicht haette
vermieden werden koennen. Sie brauchte wenigstens nicht in dieser
furchtbaren Groesse einzutreten, wenn man mit rechtzeitig herangeholten
Reserven im Gegenstoss dem feindlichen Einbruch entgegenging. Mit schweren
oertlichen Erschuetterungen der Verteidigung wird man freilich bei solch
hoellischer Vorbereitung des Angriffs immer rechnen muessen.
Der abendliche Vortrag entwirft an diesem 9. April ein duesteres Bild, viel
Schatten, wenig Licht. Doch man muss in solchen Faellen nach Licht suchen.
Ein Strahl, wenn auch noch in unsicheren Umrissen, deutet sich an. Der
Englaender scheint es nicht verstanden zu haben, den errungenen Erfolg bis
zu seinem letztmoeglichen Ergebnis auszunuetzen. Ein Glueck fuer uns, jetzt,
wie schon manchmal vorher. Nach dem Vortrag druecke ich meinem Ersten
Generalquartiermeister die Hand mit den Worten: "Nun, wir haben schon
Schwereres miteinander durchgemacht als heute." Heute, an seinem
Geburtstage! Mein Vertrauen bleibt unerschuettert. Ich wusste, neue Truppen
von uns marschieren auf das Schlachtfeld, Eisenbahnzuege rollen heran. Die
Krisis wird ueberwunden. In mir selbst wenigstens war sie zu Ende. Der
Kampf aber tobte weiter.
Ein andere
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