nseres Quartiers nach
Posen im November 1914 begann eine groessere Regelmaessigkeit in unserem
dienstlichen und, wenn man im Kriege davon sprechen kann, auch
ausserdienstlichen Leben. Spaeterhin war der laengere staendige Aufenthalt in
Loetzen besonders geeignet zur Einfuehrung eines streng geregelten Ganges
unserer Arbeit.
Meine Berufung als Chef des Generalstabes des Feldheeres aenderte im
wesentlichen nichts an unserem eingelebten und bewaehrten Geschaeftsgang,
wenn auch von jetzt ab ein in mancher Beziehung grosszuegigeres und
belebteres Treiben fuer uns einsetzte.
Die gewoehnliche Tagesbeschaeftigung begann fuer mich damit, dass ich mich
etwa gegen 9 Uhr vormittags, das heisst, nachdem die Morgenmeldungen
eingetroffen waren, zu General Ludendorff begab, um mit ihm die Aenderungen
der Lage und etwa zu treffende Anordnungen zu besprechen. Meist handelte
es sich dabei nicht um lange Aussprachen. Wir lebten beide ununterbrochen
in der Kriegslage und kannten gegenseitig unsere Gedanken. Die Entschluesse
fielen daher meistens auf Grund etlicher weniger Saetze, ja manchmal
genuegten einige Worte, um das gegenseitige Einverstaendnis festzulegen, das
dem General als Grundlage fuer die weiteren Ausarbeitungen diente.
Nach dieser Besprechung machte ich mir eine etwa einstuendige Bewegung im
Freien, begleitet von meinem Adjutanten. Zur Teilnahme an meinen
morgendlichen Spaziergaengen forderte ich gelegentlich auch Gaeste des
Grossen Hauptquartiers auf, nahm hierbei ihre Schmerzen wie ihre Anregungen
entgegen und laeuterte manche sorgende Seele, bevor sie sich auf meinen
Ersten Generalquartiermeister stuerzte, um sich bei diesem mehr ins
einzelne gehende Wuensche, Hoffnungen und Vorschlaege vom Herzen zu reden.
Nach meiner Rueckkehr in das Dienstgebaeude erfolgten weitere Besprechungen
mit General Ludendorff und dann unmittelbare Vortraege meiner
Abteilungschefs in meinem Arbeitszimmer.
Neben dieser dienstlichen Taetigkeit bewegte sich die Erledigung der an
mich eingetroffenen persoenlichen Briefe. Die Zahl der Menschen, die mir
ueber alle nur erdenklichen Angelegenheiten schriftlich ihr Herz
ausschuetten oder ihre Gedanken offenbaren zu muessen glaubten, war nicht
gering. Fuer mich war es voellig ausgeschlossen, alles selbst zu lesen. Ich
bedurfte hierfuer die besondere Arbeitskraft eines Offiziers. In dieser
Korrespondenz spielte Poesie wie Prosa eine Rolle. Begeisterung und ihr
Gegenteil zeigte sich in allen moeglic
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