lpen finden wuerde? Der russische Grossfuerst wusste wohl,
fuer welch hohes Ziel er von dem Zarenheere die furchtbaren Opfer auf den
schwierigen Kampffeldern des Waldgebirges forderte.
Die andauernd grosse Spannung der Kampflage in den Karpathen und ihre
Rueckwirkung auf die politischen Verhaeltnisse forderten gebieterisch eine
Loesung. Die deutsche Oberste Heeresleitung fand eine solche. Sie
durchbrach in den ersten Tagen des Mai die russische Heeresfront in
Nordgalizien und fasste die gegnerische Schlachtfront an der ungarischen
Grenze in Flanke und Ruecken.
Mein Oberkommando war zunaechst an der grossen Operation, die bei Gorlice
ihren Anfang nahm, nur mittelbar beteiligt. Unsere Aufgabe im Rahmen
dieser grosszuegigen Unternehmung war es vorerst, starke feindliche Kraefte
zu binden. Das geschah zunaechst durch Angriffe im grossen Weichselbogen
westlich Warschau und an der ostpreussischen Grenze, in Richtung Kowno,
dann aber im groesseren Stile durch ein am 27. April begonnenes
Reiterunternehmen nach Litauen und Kurland. Der Vorstoss von drei
Kavalleriedivisionen, unterstuetzt von der gleichen Zahl
Infanteriedivisionen, beruehrte eine empfindliche Stelle russischen
Kriegsgebietes. Der Russe fuehlte wohl zum ersten Male, dass die wichtigsten
Eisenbahnen, die russisches Heer und russisches Kernland verbanden, durch
ein solches Vorgehen ernstlich gefaehrdet werden konnten. Er warf unserem
Einbruch starke Kraefte entgegen. Die Kaempfe auf litauischem Boden zogen
sich bis zum Sommer hin. Wir sahen uns veranlasst, weitere Kraefte dorthin
zu werfen, um die besetzten Landesteile zu behaupten und unseren Druck auf
den Gegner auch in jenen vom Krieg bisher unberuehrten Gebieten dauernd zu
erhalten. So entstand dort allmaehlich eine neue deutsche Armee. Sie
erhielt nach dem Hauptstrom des Gebietes die Bezeichnung "Njemenarmee".
Es fehlt mir an Raum, um auf den Heereszug einzugehen, der am 2. Mai in
Nordgalizien begann, um dann, auf unsere Linien uebergreifend, in den
Herbstmonaten oestlich Wilna zu enden. Wie eine Lawine aus scheinbar
kleinen Anfaengen entsteht, immer neue und neue Teile auf ihrem
verheerenden Weg mit sich reisst, so beginnt und verlaeuft dieser Zug in nie
gesehener und nicht mehr wiederholter Ausdehnung. Wir werden zu
unmittelbarem Eingreifen in seinen Gang veranlasst, als der Durchstoss ueber
Lemberg hinaus gelang. Jetzt schwenken naemlich die
deutsch-oesterreichisch-ungarischen Armeen zum Vorgehen in noer
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