rch das Zurueckweichen unseres Verbuendeten entbloesst. Wir
muessen auf diese Operation verzichten. Es erscheint mir am besten, wir
machen uns durch Fortsetzung des Rueckzuges die Arme frei, um spaeter
anderwaerts wieder zuschlagen zu koennen. Der Entschluss reift in mir in
unserem Hauptquartier zu Radom, zunaechst nur in Umrissen, aber doch klar
genug, um fuer die weiteren Massnahmen als Richtlinie zu dienen. Mein
Generalstabschef wird diese festhalten, seine titanische Kraft wird fuer
ihre Durchfuehrung alles vorsorgen, des bin ich gewiss.
Freilich verbinden sich mit dem Gedanken auch ernste Bedenken. Was wird
die Heimat sagen, wenn sich unser Rueckzug ihren Grenzen naehert? Ist es ein
Wunder, wenn Schlesien erbebt? Man wird dort an die russischen
Verwuestungen in Ostpreussen denken, an Pluenderungen, Verschleppung
Wehrloser und anderes Elend. Das reiche Schlesien mit seinem maechtig
entwickelten Bergbau und seiner grossen Industrie, beides fuer die
Kriegfuehrung uns so notwendig wie das taegliche Brot! Man faehrt im Kriege
nicht einfach mit der Hand ueber die Karte und sagt: "Ich raeume dieses
Land!" Man muss nicht nur soldatisch sondern auch wirtschaftlich denken;
auch rein menschliche Gefuehle draengen sich heran. Ja gerade diese sind oft
am schwersten zu bannen.
Unser Rueckzug wird in allgemeiner Richtung Czenstochau am 27. Oktober
angetreten. Gruendliche Zerstoerungen aller Strassen und Eisenbahnen sollen
die dichtgedraengten russischen Massen aufhalten, bis wir uns voellig
losgeloest haben, und bis wir Zeit finden, eine neue Operation einzuleiten.
Die Armee rueckt hinter die Widawka und Warthe, linker Fluegel in Gegend
Sieradz; das Hauptquartier geht nach Czenstochau. Der Russe folgt anfangs
dicht auf, dann erweitert sich der Abstand. So hat dieser wilde Wechsel
spannendster Kriegslagen seine einstweilige Loesung gefunden.
Bei dieser Gelegenheit moechte ich nicht unerwaehnt lassen, dass uns das
rechtzeitige Erkennen der uns drohenden Gefahren durch die unbegreifliche
Unvorsichtigkeit, ja man koennte sagen, durch die Naivitaet erleichtert
wurde, mit der der Russe von seinen funkentelegraphischen Verbindungen
Gebrauch machte. Durch Mitlesen der feindlichen Funksprueche waren wir
vielfach instandgesetzt, nicht nur die Aufstellung sondern sogar die
Absichten auf feindlicher Seite zu erfahren. Trotz dieser ungewoehnlichen
Gunst der Verhaeltnisse stellten die eintretenden Lagen besonders wegen der
grossen zahlenma
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