npflicht, vor Uebereilung zu warnen.
Eigentlich beruehrte diese Frage sie nicht tiefer, als irgend eine
andere. Ihr kam sogar der Gedanke an das Aufsehen, das eine
Doppelverlobung verursachen wuerde. Tante und Neffe, Prinzipalin und
Gehilfin, vielleicht an einem Tage. Das wuerde etwas fuer die Nachbarn
sein.
Ja, seit Hermann die feste Absicht ausgesprochen, zu heiraten, hing auch
sie ihren Heiratsgedanken noch eifriger nach.
Mimi hatte sich nach jenem Tag in Ottensen ueber die Kuesserei geaergert.
Sie war hoechst unzufrieden mit sich. Wie sollte sie sich nun Hermann
gegenueber benehmen?
An und fuer sich war ihr die "dumme Geschichte" sonst nicht so
unangenehm. Sie dachte nicht ohne Genugthuung an den Eindruck, den sie
auf Hermann gemacht.
War Hermann jetzt im Zimmer, in ihrer Naehe, war es ihr immer, als muesste
er sie jeden Augenblick umfassen und kuessen. Gewoehnlich suchte sie sich
den Ruecken zu decken. Manchmal aber stand sie zitternd, wie unter einem
Bann, wenn sie ihn hinter sich wusste, allein mit ihm, und wie ein Wunsch
nach verbotenen Fruechten stieg es heiss in ihr auf.
Das war nicht ohne Reiz. Aber es war doch auch sehr "genant", Therese
und der Prinzipalin gegenueber. Sie waere auch noch eher darueber weg
gekommen, wenn er nur die Unbefangenheit besser zu bewahren verstanden
haette. Aber das war jetzt alles so peinlich.
Oft war er befangen, wie ein Schuljunge, und dann wieder von einer
Liebenswuerdigkeit, die sie den andern gegenueber in Verlegenheit setzen
musste.
Dass er jetzt ihr gehoerte, ganz, dass sie nur die Hand nach ihm
auszustrecken brauchte, war ihr ueber jedem Zweifel. Ueber kurz oder lang
musste er sich erklaeren. Was dann?
Sie war wirklich in einer schwierigen Lage. Das Gefuehl, das sie fuer ihn
empfand, unterschied sich in nichts von dem Interesse, das ihr jeder
gesunde Mann einfloesste, der heiratsfaehig und im Besitz seiner graden
Glieder war. Liebe war das nicht.
Ueber die Liebe hatte sie ueberhaupt ihre eigenen Gedanken.
Wie hatte sie im vorigen Jahr fuer den braunen, schwarzbaertigen
Postsekretaer in der Neustrasse geschwaermt. Und jetzt? Neulich sah sie ihn
noch am Arm einer andern, seiner Braut vermutlich. Das Herz war ihr
nicht gebrochen.
Und der huebsche Oberkellner im "Hirsch" in ihrer Vaterstadt Bergedorf,
und der dunkelaeugige, finsterblickende Bahnhofsinspektor, der ihr immer
so interessant erschienen war, und zwei oder drei andere. Fuer jeden
hatte ih
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