ausgeladene Hoeflichkeit der kleinen Herrengesellschaft war bald
erklaert und begruendet. Herr Pohlenz hatte in der Stadtlotterie einen
namhaften Treffer gemacht, vierzigtausend Mark waren ihm zugefallen. Nun
spielte der glueckliche Gewinner den freigiebigen Freund und begann schon
im Anfang der Fahrt alle am Bord Befindlichen, Kapitaen und Schiffsvolk
eingeschlossen, zu traktieren.
Hinter der Gloriole des liebenswuerdigen Schwerenoeters verschwand selbst
in Theresens Augen die komische Figur des vertroesteten Freiers. Selbst
sie fand Herrn Emil Pohlenz doch eigentlich ganz nett, und Mimi
erklaerte, man koenne sich doch oft sehr in einem Menschen taeuschen.
Das herrliche Wetter that das seine, die Fahrt durch die schmale,
vielgewundene Este zu einer genussreichen zu machen. Die fetten, im
schoensten Sommerschmuck prangenden Marschufer boten mannigfache,
wechselnde Reize: Breite Deiche, mit ueppigem Pflanzenteppich behangen:
grossblaettriger Huflattich in wuchernder Ausbreitung, hochstielige
Schafsgarbe mit ihren weissen Bluetenkronen, dazwischen gestreut, wie eine
Hand voll Gold, die fettigen, gelben Blueten der Butterblume. Auf
grasreichen Wiesen weidende Kuehe. Auf den Stegen, hinter den Hecken der
freundlichen obstreichen Gaerten, kichernde rotwangige Landmaedchen, die
Kusshaende und losen Scherzworte, die ihnen die Herren vom Schiff aus
zuwarfen, dreist erwidernd oder verlegen empfangend.
Ein juedischer Handelsmann, der sich am Bord befand, machte den
ortskundigen Cicerone und lobte die reiche Gegend, in der er lohnende
Geschaefte zu machen pflege.
Und in der That verriet das saubere behaebige Aussehen der einzelnen Hoefe
sowohl, als der ganzen Doerfer, deren Rueckseite sich oft bis hart an das
schilfumrauschte Ufer des Fluesschens erstreckte, gediegenen Wohlstand.
Selbst Hermann verlor waehrend der Fahrt seine Missstimmung. Hoffte er
doch auch, sich in Buxtehude mit den Maedchen verabschieden zu koennen.
Doch er sah sich getaeuscht. Die Herren wollten die Gesellschaft der
Damen nicht wieder missen, diesen selbst gefiel es nur zu gut im Kreise
so vieler galanter Ritter, und da man sich durch Annahme vieler
Gefaelligkeiten und Liebenswuerdigkeiten verpflichtet hatte, konnte auch
Hermann schliesslich, wenn er nicht unartig erscheinen wollte, nur gute
Miene zum boesen Spiel machen.
Schwer genug ward es ihm. Eifersuechtig sah er, wie Herr Pohlenz seine
ganze Aufmerksamkeit Fraeulein Kruse zuwandte, und wie
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