iesen traurigen Stunden noch mehr als sonst bereit, die
Schwaechen seiner Tante zu schonen.
War ihm die Nachricht von Theresens Tod ja auch nicht unerwartet
gekommen, so hatte sie ihn doch tief erschuettert. Er hatte alle seine
freie Zeit der Tante zur Verfuegung gestellt und ihr alle Vorbereitungen
und Anordnungen zur Beerdigung abgenommen.
Tief ergriff ihn am Morgen des Trauertages die zufaellige Entdeckung, dass
er dem Herzen der Verstorbenen naeher gestanden haben mochte, als sie ihn
hatte merken lassen.
Am Fenster sitzend, auf Theresens gewohntem Platz, sah er in ihrem
Naehkoerbchen sein Bild liegen, eine Photographie in Visitenkartenformat,
ein Geschenk, das er ihr ungefaehr vor einem Jahre gemacht hatte.
"Ich fand's unter ihrem Kopfkissen", erklaerte die Tante. "Und noch etwas
fuer Dich", fuhr sie fort in einem Auszug kramend. "Hier, Du solltest es
zum Geburtstag haben."
Es war jene angefangene Handarbeit, das veilchenumkraenzte Monogramm
Hermanns.
Geruehrt barg er beides, Bild und Handarbeit, sogleich in seiner
Brusttasche, da seine Zeit ihm nicht erlaubte, nach dem Begraebnis noch
in die Wohnung der Tante zurueckzukehren.
Als sich der kleine Trauerzug in Bewegung setzte, trug man gerade aus
dem Behnschen Hause den reichgeschmueckten Sarg hinaus.
Ein durchdringender Geruch von Tubarosen und Coniferen ueberstroemte die
Strasse, deren Trottoire von einer dichten Menge Zuschauer besetzt waren.
In langer Reihe hielten die Folgewagen fast die halbe Strasse hinauf.
Nur wenige, fluechtige Blicke folgten dem einfachen Trauerzug Theresens.
Die Neugierde konzentrierte sich auf das vornehme Begraebnis.
Eine dumpfe Teilnahme machte sich unter den Zuschauern bemerkbar. Man
besprach halblaut den traurigen Fall. Unkundige wurden mit wichtiger
Miene belehrt und blieben gleichfalls stehen.
Ein geheimnisvoller Bann ging von Lulus hohem, blumenueberhaeuftem Sarg
aus, der Zauber des Graesslichen, der Reiz des Ungluecks umstrickte die
Seelen.
Der Wind warf den Staub unter die Menge, ueber den Sarg, ueber die Kraenze,
trieb mit dem schwarzen Bahrtuch sein Spiel und bauschte die tief
herabhaengenden Trauermaentel der Pferde wie Segel auf.
Die zwoelf Traeger, in ihren althergebrachten Pompgewaendern, mit weisser
Halskrause, Federbarett und Galanteriedegen, ordneten sich. Der
Kutscher, neben den Pferden gehend, ergriff die Zuegel, und der
Trauermarschall, den lang herabwallenden Flor ueber den linken Arm
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