ragend, trat an die Spitze des Zuges, der sich langsam in Bewegung
setzte.
Aber kaum hatte der Leichenwagen den Durchschnitt verlassen, als eine
ploetzliche Verkehrsstoerung wieder zum Halten zwang.
Zwischen dem ersten, kleineren Trauerzug und einem beladenen Bierwagen
hatte ein leichtes Cabriolet in schnellem Trab vorbeizukommen gesucht.
Das Ungeschick des fahrenden Herrn, oder ein ungluecklicher Zufall, liess
das leichte Gefaehrt mit dem schweren Lastwagen zusammenstossen. Das
zierlich gebaute Luxuspferd war von dem heftigen Anprall zu Boden
gerissen worden, der Wagen querte den Weg, und der verzweifelte Lenker
stand in groesster Verlegenheit bei dem gestuerzten Fuchs, der wild
ausschlagend, alle Bemuehungen, ihn aufzurichten, vereitelte.
Daneben stand, blass, zitternd vor Schreck, eine junge Dame, die in der
Angst den kuehnen Sprung von ihrem gefaehrlichen Wagensitz gewagt hatte.
Hermann hatte aus seinem Coupe heraus einen Augenblick Mimi zu erkennen
vermeint.
Schnell zog er sich in den schuetzenden Versteck des tiefen Fonds zurueck.
Keine Erinnerung haette ihm heute peinlicher sein koennen als diese. Sie
brachte einen schmerzlichen Aufruhr in seine ernste, wehmuetige Stimmung.
Die Augen schliessend, traeumte er in der langsam ueber das stossende
Pflaster holpernden Droschke von jenem Fruehlingsabendgang zwischen den
Weissdornhecken, von dem ersten Walzer und den ersten Kuessen.
Mit schrillem Missklang intonierte in einer Nebenstrasse eine Drehorgel
einen neuerdings beliebten Operettenwalzer.
Hermann schrak aus seinem Brueten auf.
Wie gemein waren diese Klaenge.
Ein Strassenjunge sang im hoechsten Diskant zu den Melodien des
Leierkastens die geschmacklosen Verse des unterlegten Couplets. Noch bis
zur naechsten Strassenecke hoerte Hermann den Gesang des Bengels.
Wo hatte er doch die Melodie, diese Worte schon einmal gehoert? War es
damals im Ottensener Park? Er konnte sich's nicht entsinnen.
Bis auf den Kirchhof, bis ans offene Grab verfolgte ihn die Melodie,
summten ihm die banalen Verse im Ohr, aufdringlich, marternd, im
Walzerrhythmus:
"Meine Liebste ist in Bremen,
Ist 'ne Selterwasserdirn."
***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK AUS DEM DURCHSCHNITT***
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