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ische Nabobs, Helden frueher von ihr gelesener Romane, lebten in ihrer Erinnerung auf. Der tief bruenette Pohlenz mit dem grossen Panamahut, dem weissen Roeckchen, eine seiner feinen Cigaretten rauchend, eigenhaendig den schlanken Traber lenkend, sie neben ihm im neuen Kostuem, immer wieder kehrten ihre Gedanken zu diesem Bilde zurueck. Da fuhr Hermann vorueber in einer gewoehnlichen Droschke, etwas krumm, vornuebergeneigt, wie immer, wenn er es sich bequem machte Er sah sehr blass aus, wie uebernaechtig. Auch die drei Herren neben ihm waren keineswegs elegante Erscheinungen. Der eine erregte sogar ihre Heiterkeit durch eine geschmacklose kirschrote Krawatte. Wie gewoehnlich das ganze Fuhrwerk aussah. Sie moechte sich nicht darin unter diese eleganten Equipagen mischen. Hermann hatte Mimi schon von weitem auf ihrem Schemel stehen sehen, neben seiner kleinen Tante, die einen Stuhl erklettert hatte, um besser sehen zu koennen. Rechtzeitig wandte er sich ab, um nicht ihrem Blick zu begegnen. Ihre Absage hatte ihm sehr weh gethan. Er liebte sie wirklich und konnte sie nicht vergessen. Selbst der ungebildete Stil ihres Schreibens, der kleine grammatikalische Schnitzer, beleidigten ihn nicht. Es war ihm ja nicht unbekannt, dass ihre Bildung keine lueckenlose war, ihr Charakter nicht ohne Schwaechen. Aber welches Weib hat nicht seine Schwaechen. Vom Weibe verlangt man etwas anderes, als Charakter und Grammatik. Eine vollkommene Frau haette ihn gar nicht gereizt. Er hatte es sich so schoen getraeumt, Mimi allmaehlich zu erziehen, zu veredeln, die schlummernden guten Anlagen zu wecken. Der Traum war aus. Hermann mied das Haus der Tante seit Mimis Brief. Er suchte Zerstreuung und ueberredete auch seine Freunde, gemeinschaftlich das Rennen zu besuchen. Er hoffte die Geliebte dort oder beim Vorueberfahren zu sehen. Er malte sich eine Begegnung aus: Kuehler, hoeflicher Gruss von seiner Seite, mit einem leisen Anflug von Schmerz. Farbe der Resignation. Maennliche Gefasstheit. Sie erroetend, dann erblassend, mit dem bekannten schnippischen Wurf ihres huebschen Koepfchens die Sache schnell und geringschaetzig abthuend. Einen Augenblick hatte er geglaubt, das Spiel noch nicht verloren geben zu sollen. Mimi wuerde sich wohl noch besinnen, er muesse ihr Zeit lassen. Sie waere auch gar zu wenig vorbereitet gewesen. Vielleicht bedauerte sie schon ihre Abweisung seines Antrags, der nur edle selbstlose Motive zu Grunde lagen.
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