aingoettin an ihren Maibronnen gewaltet hatte; die
Fruehlingsgoettin Walburg wird ihm zum Blocksbergsgespenste, die
Seelenherrin Gertrud zur Leichenfrau, und zur landverwuestenden Riesin
wird die im Firnengolde des unerreichten Gletschers thronende Verena
--auf des gefuerchteten Gipfels
Schneebehangener Scheitel,
Den mit Geisterreigen
Kraenzten ahnende Voelker.
Wie sonderbar doch dieser Lohn ist, der dem deutschen Weibe dafuer
ertheilt wurde, dass es in unserem Volke zuerst, unter dem Widerstreite
der Maennerwelt, rein aus Froemmigkeitsbeduerfniss und Kinderliebe sich an
die neue Kirche ergab! Fuer treues Ausharren in den Pruefungen des Lebens,
fuer opferbereites, demuethiges Dulden zum Wohle der Mitmenschen war ihm
einst der Himmel zugesagt gewesen, es hatte ihn durch eigne Seelengroesse
erobert und sogar den Preis der Vergoetterung sich erworben. Dieser
Himmelsgenuss hiess der Kirchenlegende ein unverdienter, das heroische
Streben des Weibes, sich zur Wuerde der Gottheit empor zu heben, ein
frevelhaftes. Es wurde daher noch einmal in die Leidensschule der
gemeinen Leiblichkeit zurueckversetzt, um nun erst durch ein Mirakel
erloest zu werden. Denn von nun an sollte es nicht mehr auf das
persoenliche Verdienst, sondern auf das Geheimniss der Gnade angewiesen
bleiben. Diesen zweimaligen Bildungsweg, den das deutsche Weib in der
Vorzeit einzuschlagen hatte, haben wir als "Sittenbilder aus dem
germanischen Frauenleben" bezeichnet und nach dem doppelten Material der
Mythe und der Legende von drei heiligen Frauen zur Darstellung gebracht.
Dies ist der wissenschaftliche und patriotische Zweck unsrer Schrift,
die sich hiemit dem Antheil vorurtheilsfreier Landsleute empfiehlt.
Aarau 1. Mai, Walburgistag 1870.
E.L.R.
* * * * *
Inhalt.
Vorwort.
I. Walburg mit drei Aehren, die Ackergoettin.
Erster Abschnitt.
_Quellen und Inhaltsangabe der Walburgislegende_.
Walburgs und ihrer drei Brueder Taufbrunnen, Klosterstiftungen,
Grabstaetten und Reliquien.--Oel, aus Stein und Bein der Walburgisgruft
fliessend; aehnliches kirchlich verehrtes Wunderoel. Abbildungen und
Embleme Walburgis.
Zweiter Abschnitt.
_Walburgis Hunde, Walburgis Aehren in kirchlichen Abbildungen und Hymnen_.
Der Hund, ein Geleitsthier etlicher Fruchtbarkeitsgoettinnen und
Heiligen; verehrt als saatenfressender Sturmwind und als breigefuettertes
Windspiel der Wilden Jagd, genannt
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