sschnitter pflueckt _drei_ Aehren vom
fremden Acker, damit fliegt ihm dessen Ernte in seine eigne Scheune.
Schoenwerth 1, 432.
Hier zum Schlusse dieses Abschnittes ein Kirchenwunder von Walburgis
Eulogienbroden.
Eulogia nannte man beim Gottesdienste der ersten Christengemeinden jede
zur Kirche mitgebrachte Brod- und Weinration, die man hier priesterlich
einsegnete und zum Schlusse mit allen Anwesenden gemeinsam verzehrte. Es
war ein Liebesmahl zu dem Zwecke, die Ungleichheit vor dem weltlichen
Gesetze und den Unterschied von Arm und Reich mindestens bei den
religioesen Zusammenkuenften aufzuheben und zu bekennen, dass Alle vor
ihrem gemeinsamen Gotte gleich seien. Ein aehnlicher Brauch war nun auch
dem deutschen Heidenthum gelaeufig gewesen und dauerte noch lange fort in
dem Bruderschaftswesen der Geldonien, deren angelsaechsischer Name
Friedensbuergschaft hiess. In ihnen stand Einer fuer Alle; Gott, auf
dessen Namen jede Geldonie beschworen war, sollte Alle bei ihrem Rechte
bewahren. Eine natuerliche Folge hievon war die Pflege und Versorgung
derjenigen Vereinsmitglieder, die unverschuldet in Duerftigkeit
geriethen. Die reichlichen Brod- und Fleischvertheilungen, die mit den
Germanenopfern nachweisbar verbunden waren, verbuergen dies, und
ausserdem war es eine Sache der Nothwendigkeit, fuer die Mahlzeit
derjenigen reichlich zu sorgen, welche in unwirthlichen, gering
bevoelkerten Landstrichen und unter der Ungunst der Witterung weite
Maersche auf sich nehmen mussten, um sich bei den allgemeinen
Versammlungen rechtzeitig einfinden zu koennen. Das Christenthum
vermochte daher diese religioesen Mahlzeiten der Germanen nicht
abzuschaffen, sondern suchte sie dem kirchlichen Cultus nur anzupassen:
"Es ist durchaus nothwendig," schreibt Pabst Gregor d. Gr. an die
angelsaechsischen Bischoefe (Beda Ven., hist. Angl. lib. 1, c. 30), "dass
man diese Feier der Heiden bestehen laesst, nur muss man ihr einen andern
Grund unterschieben, sie auf die Kirchweihen verlegen, den Festplatz
mit gruenen Maien umstecken, Thiere schlachten und ein kirchliches
Gastmahl veranstalten. Doch soll man nicht ferner zu Ehren des Satans
Thieropfer bringen, sondern das Geschlachtete zum Lobe Gottes und um der
Saettigung willen geniessen." An die Stelle solcher Gesammtmahlzeiten
trat spaeter vorzugsweise das blosse Brod, so wie es heute noch in den
Kirchen der romanischen Laender an den Gedaechtniss- und Festtagen unter
dem Namen Eulogienbrod (deutsch
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