Johannes Boem, genannt
Aubanus, von seiner Geburtsstadt Aub in Unterfranken, schrieb 1530 De
moribus, legibus et ritibus gentium, woraus Ign. Gropp (Collectio
Scriptor. Wirceburg.) den Abschnitt mittheilt, welcher das Frankenland
betrifft; hier ist der wuerzburgische Pfingstritt also beschrieben:
Pentecostes tempore ubique fere hoc agitur. Conveniunt quicunque equos
habent aut mutuare possunt, et cum Dominico corpore, quod sacerdotum
unus, etiam equo insidens, collo in bursa suspensum defert, totius agri
sui limites obequitant, cantantes supplicantesque, ut segetes Deus ab
omni injuria et calamitate conservare velit. Alljaehrlich zweimal, am 10.
Mai und am zweiten Pfingsttage, begeht das suedfranzoesische Dorf
Villemont das Kirchenfest seiner Ortsheiligen Solangia und traegt deren
Reliquien in Prozession hinaus auf die Almende, welche Solangiafeld
heisst und den von der Heiligen gegangenen Pfad noch aufweist, auf
welchem das Gras stets schoener und dichter steht als auf dem
angrenzenden Weideland. Da dieser Pfad die Zahl der Andaechtigen, die oft
bis auf Fuenftausend anwaechst, nicht zu fassen vermag und folglich da und
dorten in die Saat hinausgeschritten wird, die um Pfingsten schon
ziemlich hoch steht, so nimmt diese dabei gleichwohl keinen Schaden,
sondern richtet sich schon zwei Tage nachher wieder selbst auf; ein
Wunder, von welchem sich Prinz Heinrich von Bourbon im J. 1637 mit
eignen Augen ueberzeugt haben soll. Das Gegentheil aber erfolgte an dem
Flachsacker eines Geizigen, als der Eigenthuemer hier der Prozession den
Durchgang verweigerte; es fiel Mehlthau, der Sonnenstrahl schlug zu und
die Anpflanzung wurde brandig. Godefr. Henschenius in Actis SS. tom. II,
ad diem 10. Maii.
Solcherlei Fruehlingsbraeuche, die jungen Saaten prozessionsweise zu
umreiten und zu durchreiten, stuetzen sich auf heidnischen und auf
alttestamentlichen Glauben und wollen Abbilder sein eines den Goettern
selbst beigelegten gleichen Thuns. Die Psalmenstelle 65, 12--Du kroenest
das Jahr mit deinem Gut und deine Fusstapfen triefen von Fett--liess
eine Gottheit erblicken, welche das reifende Kornfeld persoenlich
beschreitet und mit ihrer Fussspur ertragsfaehig macht, weshalb das
Kirchenlied von Nikolaus Hermann "Um gut Gewitter und Regen" Strophe 9
jene Worte nachdruecklich wiederholt:
Umkroen das Jahr mit deiner Hand,
Mit deinen Fussstapfen dueng das Land.
Hier ist der hl. Benno durchgegangen, sagen die preussischen Wenden
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