r dichterisch erfundene Brauch verkehrt
sich ins Daemonische und wird sein eignes Gegentheil. Dann heisst das
Entzuenden der naechtlichen Freudenfeuer ueberall das Hexenbrennen, und aus
dem lustigen Fruehlingsbrauch, die nun endlich in Ruhe kommenden Besen
und Schuergabeln in Flammen aufgehen zu lassen, macht der Unverstand
einen Luftritt der Zauberer auf dem Besenstiel und ein sich selbst
Verbrennen des Satans in Bocksgestalt. Waehrend noch im J. 1839 das
Maerzfest im Bergell unter Trommelschlag und Hoernerklang begangen wurde,
wobei ein jeder im Zuge Kuhschellen umgebunden trug und laeutete, "_damit
das Gras waechst_" (Leonhardi, Rhaetische Sitt. 1844), gilt im kathol.
Frickthal und in dem benachbarten badischen Schwarzwald kirchlich das
Reiflaeuten im Mai, wie das Gewitterlaeuten im Sommer. Im tiroler Innthale
umgeht am Joergentage, 24. April, die russige Prozession die Felder. Mit
Kuh- und Hausglocken, mit Hafen und Pfannen laermend, im unflaetigsten
Sennenhemde und mit berusstem Gesichte, Kroeten und Eidechsen zur Schau
tragend, durchstreifen die Bursche das Gemeindefeld und werden bei ihrer
Rueckkehr ins Dorf dafuer beschenkt. Und damit alle sittlichen
Vorstellungen so recht vom Gaul auf den Esel kommen, tritt an die Stelle
der rossetummelnden Saatenreiter die haessliche Bocksreiterei und der
teufelsverschworene Bilmesschnitter. Auf einem schwarzen Bocke, am Fusse
die Sichel angeschnallt, durchreitet und durchschneidet er den Aufwuchs
ganzer Ackerbreiten. J. Feifalik hat in der oesterreich. Gymnas. Ztschr.
1858, 410 aus einer Hds. des Olmuezer Archivs einen Segensspruch
veroeffentlicht gegen "die Pylweisse om sent Wolbrygh-obent"; der
Besegner giebt dabei dem Stallthiere eine geweihte Kerze zu
verschlucken. "Es wor am Walburgisobende geschahn, wenn de Puelewesen
osfaren", schreibt hievon der Schlesier A. Gryphius, Dornrose 51 (nach
Weinholds Schles. Woertb. 1855, 10). Mit Heiloel salbt die
Schlachtenjungfrau den wundgewordnen Krieger; mit dem aus ihrem
Brustbein fliessenden Oel heilt Walburg die Kranken; aber die zum Tanze
ausfahrende Walburgishexe bestreicht sich mit einem in den Oberpfaelzer
Sagen Schoenwerths 1, 372 ausfuehrlich besprochnen Hexenoel, und wenn sie
darueber im fremden Stalle betroffen wird, "streicht ihr der Bauer dafuer
den Buckel, dass sie Oel giebt". Alpenburg, Tirol. Sag. 1, 290. Thors
Tochter heisst Thrudhr, d.h. die Tretende; denn nachdem der Ackergott,
ihr Vater, das Korn hat reifen lassen,
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