Runen, oder von Aelrun, die den Goettern den
Staerketrank kredenzende, so verschlaegt diese doppelte Etymologie hier in
der Sache selbst nichts; Ael und Oel, beiderseits der Begriff der
Lebensnahrung, ableitend von goth. aljan lat. alere, ist hier laengst in
den Eigennamen und in die bezueglichen Symbole eingedrungen. Der
Skandinavier nennt das Bier, das er im Heidenthum den Alfen opferte
(alfablot), heute das Engelbier: Engeloel (Mannhardt, Mythen 326). So
braut man seit Altem in England das Ale, in Rostock Oelbier (Coler,
Oeconomia lib. 2, pg. 23), in Breslau Schoeps, in Wollin Bockhaenger
(Klemm, Nahrung, 335), in Muenchen Bock, dessen Ausschank daselbst mit
dem 1. Mai beginnt und anzudauern hat bis Pfingsten. Er haelt dorten
somit dieselben Termine ein, die kalendarisch fuer das Gedeihen der
Kornsaat und kirchlich fuer das Fliessen des Walburgisoeles gegolten
haben.
Vorahnend hat Uhlands realistische Dichterphantasie den Inhalt des hier
abgeschlossnen Mythenkreises, wie folgt, umschrieben:
Auf den Wald und auf die Wiese,
Mit dem ersten Morgengrau,
Traeuft ein Quell vom Paradiese,
Leiser frischer Maienthau.
Wenn den Thau die Muschel trinket,
Wird in ihr ein Perlenstrauss;
Wenn er in den Eichstamm sinket,
Werden Honigbienen draus.
Mit dem Thau der Maienglocken
Waescht die Jungfrau ihr Gesicht,
Badet sie die goldnen Locken
Und sie glaenzt vor Himmelslicht.
Selbst ein Auge rothgeweinet
Labt sich mit den Tropfen gern,
Bis ihm freundlich nieder scheinet
Thaugetraenkt der Abendstern.
* * * * *
II.
Verena mit dem Kamme,
die Kindsmutter.
* * * * *
Erster Abschnitt.
Verena, eine Gauheilige.
Kirchliche Gestaltung und geographische Ausbreitung der Verenalegende;
ersteres bedingt durch die Legende von der Thebaischen Legion, letzteres
durch die Ausdehnung des Konstanzer Bisthums. Verena's Weihkirchen und
Altaere in der Schweiz. Ihr Doppelgrab und ihre Reliquien in Zurzach.
Mittelhochdeutsches Gedicht _von sand Verene_.
Die heidnische Verenasage wurde in ihrer Vereinsamung fruehzeitig der
Kirchenlegende der Thebaischen Legion einverleibt und gewann dadurch
eine Verbriefung ihres eignen hohen Alters und ihren ersten Zusammenhang
mit der fruehesten schweizerischen Kirchengeschichte. Bekanntlich ist die
Legende von der Thebaischen Legion aus Oberitalien und S
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