auch die
Orgien der nackten Weiber am Blocksberge keine andere Entstehungsquelle,
als eben dieses grausame Missverstaendniss von Seite des Klerus.
Doch wir kehren zurueck zu den ferneren Volksbraeuchen der Walburgisfeier.
In derselben Mainacht werden glattgeschaelte, schmuckbehangene Baeumchen
auf die Dorfbrunnen und der Liebsten vors Fenster gesteckt, damit jene
das Jahr ueber klar fliessen, und diese eben so lange wieder frisch und
schoen bleibt. Man waehlt dazu besonders die Zweige der Eberesche mit
ihren rothen Beeren, davon heisst sie selber der Wolbermay (Praetorius,
Blockesberg, 460). Die Reime, die man an den Baum haengt oder vor dem
Kammerfenster des Maedchens hersagt, ergehen sich in den gleichen
Sinnbildern:
Gruess dich Gott durch eine Hand voll Seiden,
Alle frischen Herzen will ich deiner wegen meiden.
Gruess dich Gott durch einen Seidenfaden,
Gott bewahre dich im finstern Gaden.
I loss sie grueessen durh e hoechi Tanne,
die Zit isch cho zum Wiben--und zum Manne,
I loss sie grueessen durh es Haempfeli Thau:
i woett, mi Holdi waer mi Frau.
Rosmeri und Zypresse,
ass i de nit vergesse;
Rosmeri und Naegeli dri,
g'hoersch, i moecht gern bi der si!
bi der si, wie's Roesli hockt
am-ene einige Stengel:
Der Herr ist schoen, si Frau ist schoen
und s' Chind ist wie ne Engel.
Aber dieser Maibaum wird nur der Getreuen gesetzt, "ein duerrer
Walberbaum" kommt zur schmerzlichen und entehrenden Ueberraschung vor
das Fenster der Verfuehrten (Bavaria II, 269), oder ein Strohpopanz,
Namens Walburg, wird der Faulen aufgesteckt, die zu dieser Zeit ihr Land
noch nicht umgegraben hat. Kuhn, Nordd. Sag. S. 376. Inzwischen
erforscht zur selbigen Nacht das Maedchen ihre Zukunft aus mehrfachen von
Walburg selbst herruehrenden Liebesorakeln. Die Heilige traegt eine
aufgeweifte Spindel. Auf diese bezieht sich der oesterreichische Brauch
des Fadenziehens, welchen Vernaleken, Alpensag. no. 92. 93 meldet. Die
Maedchen, welche Lust haben, ihres Zukuenftigen Beschaffenheit
vorauszuwissen, setzen sich Mitternachts in einen Kreis und nehmen einen
feinen Gespinnstfaden ihrer eignen Arbeit, der jedoch drei Tage vorher
hinter einem Mariabilde gehangen hat. Waehrend er im Kreise herum durch
die Finger laeuft, spricht man stille und mit geschlossnen Augen:
Voaten, i ziech di,
Walpurga, i bid di,
zag von main Man
alle Seiten an.
Wie dabei der Fad
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