er und Sigfried durch
Wettspiele erworben, in dieser wonnigsten Zeit des Jahres gruenen und
schimmern dann alle Hoehen von den bei der Goetterhochzeit abgehaltenen
Festtaenzen. Dann sagen sich die Menschen, das sei der Zug aller
Zauberweiber zum Broken, an diesem ersten Maitage muessten die Hexen den
letzten Schnee vom Blocksberge wegtanzen (Kuhn, Nordd. Sag. 376), oder
ebenso an Mariae Lichtmess muessten unsre Frauen im Sonnenschein tanzen,
damit die Schneeflocken am Pilatusberge vergehen und der Flachs so hoch
wachse wie die Spruenge der Taenzer sind. Ob dabei das Fest auf 14.
Februar, oder auf Walburgis und 1. Mai, oder auf 12. Mai, oder gar erst
auf Pfingsten angesetzt wird, verschlaegt nichts und ist eine blosse
Folge spaeterer Zeiteintheilung. In den Volksbraeuchen ist noch vielfach
die Rechnung nach dem alten Kalender beibehalten und folglich wird da
der 12. Mai als der fruehere erste begangen und der Tag Pancratius hat
uebernommen, was sonst vom Tage Walburgis galt. Da muss man Lein saeen und
dabei recht lange Schritte machen (Thueringen, Hessen); oder die aelteste
Jungfrau des Hauses muss am Fasnachtstage (Harz), oder an Lichtmess
(Meklenburg) rueckwaerts vom Tische springen; oder die Hausfrau muss
einige Stuecke tanzen und dabei recht hoch springen (Schlesien, Mark);
oder man steckt beim Saeen die Harke oder grosse Hollunderzweige
senkrecht in die Erde (Meklenburg, Thueringen)--alles, damit der Flachs
gut gerathe und eben so hoch wachse. Wuttke, Volksabergl. Aufl. 1, S.
184. Hauptgehalt aller dieser Braeuche aber bleibt in gleicher Wiederkehr
der erneute Wucher des Erdreiches und die Fruchtbarkeit der neuen
Liebesbuendnisse. Von der deutschen Heldensage an bis hinab in das
Kindermaerchen vom Dornroeschen wird hievon gesungen und gesagt. Denn wenn
die in der Waberlohe schlummernde Brunhilde von Sigfried aus dem
Zauberschlafe geweckt und zum Weibe erworben wird, so ist diese
Waberlohe das im Mittagsstrahle flimmernde, traeumerisch nickende
Aehrenfeld, Brunhilde ist die darin ruhende Naehrkraft. Sigfried, von dem
gesagt ist, dass wenn er durchs Kornfeld schritt, die Aehren nur an den
Thauschuh seiner Schwertspitze reichten, ist die grosse Gestalt des
Schnitters. Voranschreitend zertheilt er die Halme, hinter ihm schlagen
sie wieder zusammen, bis seine Sichel alle gefaellt hat. Dies heisst in
der Edda: Sigfried sprengt zu Ross in die von Feuer umgebne Burg, nimmt
der Schlafenden den Helm vom Haupte, schneidet ihr mi
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