d so auch das Oel, das aus den Heiligengebeinen "oder aus ihren
Grabsteinen herausfliesst." Vom Grabe der hl. Katharina erzaehlt Reinfrit
von Braunschweig (Grimm, Altd. Waelder 2, 185), wie ole von irme libe
vloz; und das Gedicht von Katharinens Marter (Pfeiffer, Germania 8, 179)
fuegt erklaerend bei:
uz dem sarksteine,
da inne lit diu reine,
vil heilic ol vluzet,
des diu werlt vil genuzet.
der iht siecheite hat,
des wirt al ze hant rat,
als man ez dar an strichet.
In Tirol kennt man kirchlich zwei solcher oelspendenden Steine; der eine
lag ehmals in der alten Kirche zu Niedervintl und trug die Inschrift:
Brunnen des Oels, 1500; der andere ist noch im Kirchlein St. Kosmas und
Damian, bei Bozen. Aus einer Eintiefe an seiner Oberflaeche quoll Heiloel
und wurde von zahlreichen Pilgern begehrt, doch es vertrocknete fuer
immer, als der Eigenthuemer der Kapelle damit Wucher zu treiben begann.
Zingerle, Tirol. Sag. no. 624. 625. Als zu Eichstaedt 1309 die Gebeine
des hl. Gundacar erhoben wurden, ergaben sowohl sie wie der Deckel des
Steinsarges eine so reichliche Menge fliessenden Oeles, dass der
damalige Bischof Philipp von Rathsamhausen hievon zwei Gefaesse fuer die
Kranken anfuellen liess. Sax, Eichstaedt. Hochstift S. 101. Die von Rom
nach Tegernsee gebrachten Gebeine des hl. Quirinus ergaben in dortiger
Quirinuskapelle ein Heiloel, das in kleinen Flaeschlein an die Glaeubigen
verkauft wurde. Heute steht diese "Oelkapelle" noch; einige Quellen
olivengruenes Naphta entspringen unter ihrem Dache; man sammelt jaehrlich
davon gegen 40 Mass. Steub, Bair. Hochland, 196.
Die im Reliquiencultus so unenthaltsam gewesne Kirche hat sich indessen
auf solcherlei Steinoel allein nicht beschraenken moegen. Schon zu
Justinians Zeit fliesst Oel aus Heiligenknochen (Grimm, GDS. 140); von
Orosius an meldet eine Reihe mittelalterlicher Schriftsteller, welche in
Massmanns Kaiserchronik 3, 556 aufgefuehrt sind, zu Rom sei bei Christi
Geburt ein Oelbrunnen entsprungen und habe sich in die Tiber ergossen.
Zugleich faellt damals auch ein Honigregen. Sechzehn Heilige und
achterlei heilige Jungfrauen zaehlt Matth. Rader, Bavaria sancta 3, 49
auf, aus deren Gebeinen nunmehr wunderthaetiges Oel fliesst. Kaspar Lang,
Histor. theolog. Grundriss 1692. 1, 84 und Abraham a Sta Clara (im Judas
der Erzschelm 4, 42) setzen diese Zaehlung noch weiter fort. Mit dem Oel
der hl. Helena einen Kristall zu betraeufen, um damit den
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