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Oh, wie waltet die Stunde Nun in seliger Ruh; Jede schmerzende Wunde Schliesset leise sich zu." Der eiskalt schliessende Jurist hatte sich ganz in die suessen, goldenen Melodien Geibelscher Lyrik eingesponnen. Und darum wohl hatte er des Dichters Namen fuer seine Ferien vom Ich gewaehlt. Die Gegensaetze beruehrten sich auch hier. Diesem Emanuel Geibel begegnete nun Gottfried Stumpe, als er sich an jenem feuchtkalten Herbstmorgen nach der Abgiessung "trocken lief". Die Begegnung war nicht ganz zufaellig. Gottfried wusste, dass Emanuel abreiste. Er habe nur sechs Wochen Urlaub, hatte Geibel ihm gesagt, er koenne nicht laenger abkommen. Natuerlich, es gab eben im Justizdienst unersetzliche Kraefte. Wortkarg stiegen die beiden Freunde miteinander zum "Zeughaus" hinunter. "Nun gehe ich da hinein", sagte Emanuel traurig, "und komme nicht mehr durch diese Tuer in unser liebes Heim zurueck, sondern trete auf der anderen Seite in meinem Weltanzug auf die Strasse hinaus, die ins kalte Leben zurueckfuehrt. Ach, mein Freund, mir ist sehr schwer ums Herz. Ich wollte, wir waeren jetzt oben im Walde und suchten Pilze. Ich hab dich gern gehabt." Gottfried Stumpe wandte sich zur Seite. Emanuels Seele aber wurde wieder vom Geiste seines Meisters umfangen, und er sagte mit leisem Beben: "Wenn sich zwei Herzen scheiden, Die sich dereinst geliebt, Das ist ein grosses Leiden, Wie's groess'res nimmer gibt; Es klingt das Wort so traurig gar: Fahr wohl, fahr wohl auf immerdar! Wenn sich zwei Herzen scheiden, Die sich dereinst geliebt." Wohl verwunderte sich Gottfried ueber diese grosse Zartheit, aber sie packte ihn, und die Augen wurden ihm feucht. Der Freund ging hinein ins Zeughaus. Auf der anderen Seite wuerde er nun hinaus auf die Strasse treten, die aus diesen friedlichen Ferien zurueckfuehrt in die harte Schule des Lebens. Gottfried ging um das Zeughaus herum und gelangte durch ein Seitenpfoertlein ebenfalls hinaus auf die Strasse. Er wollte den Freund noch einmal sehen. Mochte er zu spaet auf Barthels Feld kommen, es war ihm einerlei. Nach einer Viertelstunde kam Emanuel. Fast haette ihn Gottfried in dem nuechternen Reiseanzug nicht erkannt. "Ah, da bist du noch!" "Ja, ich wollte dich noch einmal sehen." "Das ist lieb von dir!" Emanuel zog die Uhr - eine einfache silberne Taschenuhr. "Ganz fremd mutet mich das Ding an. Es ist so grausam pedantisch. Es zaehlt Minute
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