die Umrisse der Dinge in geisterhaften Schemen
verwischt. - Hoch oben aber ragte der Leuchtthurm in die Luefte. Vom
Waechter entzuendet, strahlte er jetzt wie ein grosser Stern weit ueber Land
und Meer, ein Ziel der Sehnsucht fuer Alle, die jenes herrliche Stueck Erde
einmal gesehen.
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FRUeHJAHR 1894.
I.
Der Fruehlingsanfang des Jahres 1894, den ich an der Riviera verlebte,
praegte sich meiner Erinnerung in besonders glaenzenden Farben ein.
Wochenlang blieb der Himmel ohne Wolken, so dass einzelne Regentage, wenn
sie kamen, fast willkommen erschienen. Da es an Schnee in den Bergen
fehlte, wehte fast nie der Mistral, den sonst die eisigen Flaechen der
Alpen und Cevennen gebaeren. Das Meer blieb meist ruhig, und wenn die Nacht
kam, dann funkelte der Himmel und spiegelte sich so hell in der stillen
See, als waere in deren Tiefen eine Saat von Sternen aufgegangen.
Mitte Maerz fanden wir uns in Hyeres ein mit der Absicht, unseren Weg bald
ostwaerts in die Berge der Mauren fortzusetzen. Es war uns, als haetten wir
eine Entdeckungsreise angetreten, so unbekannt ist dieser westliche Theil
der Riviera. Und doch konnte Hyeres, neben Montpellier und
Aix-en-Provence, sich einst ruehmen, der beruehmteste Kurort des suedlichen
Frankreichs zu sein. Weiter gegen Osten an der Riviera vorzudringen,
schien damals kaum moeglich, und erst in diesem Jahrhundert aenderten sich
die Verhaeltnisse, begannen zuerst Nizza, dann Mentone und Cannes als
klimatische Stationen aufzubluehen. In dem Wettstreit, der sich nunmehr
entspann, musste Hyeres unterliegen, denn es ist weniger gut gegen den
Nordwind als seine Rivalinnen geschuetzt. Auch steht es ihnen nach an
Schoenheit der Lage und ist zu weit vom Meere entfernt. - "Die Huegel sind
hier zu klein und zu nah, das Ufer ist zu flach und das Meer zu fern,"
rief einst George Sand aus, als sie Hyeres besuchte. Von dem Huegel, an den
Hyeres sich lehnt, kann der Blick erst ueber eine weite Ebene das Meer
erreichen. Auf dieser stechen aber rothbraune, eckige Felder grell und
unvermittelt gegen gelbe und gruene ab. Die rothbraunen Felder sind mit
Rosen bedeckt; doch das bringt keine Harmonie in die Farben. Auch danken
diese Felder thatsaechlich ihre Faerbung nicht der Pracht der Bluethen,
sondern den jungen Trieben, die ihr zartes Gruen vor der Gluth der
suedlichen Sonne durch rothen Farbstoff schuetzen. In f
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