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Es kommen der Herzog und der Kanzler: jener, ihr seine Freude ueber die
glueckliche Erhaltung ihres Lebens zu bezeigen; dieser, ihr einen neuen
Beweis, der sich wider den Essex aeussert, vorzulegen. Auf der Pistole, die
man ihm aus der Hand genommen, steht sein Name; sie gehoert ihm; und wem
sie gehoert, der hat sie unstreitig auch brauchen wollen.
Doch nichts scheinet den Essex unwidersprechlicher zu verdammen, als was
nun erfolgt. Cosme hat, bei anbrechendem Tage, mit dem bewussten Briefe
nach Schottland abgehen wollen und ist angehalten worden. Seine Reise
sieht einer Flucht sehr aehnlich, und solche Flucht laesst vermuten, dass er
an dem Verbrechen seines Herrn Anteil koenne gehabt haben. Er wird also
vor den Kanzler gebracht, und die Koenigin befiehlt, ihn in ihrer
Gegenwart zu verhoeren. Den Ton, in welchem sich Cosme rechtfertiget, kann
man leicht erraten. Er weiss von nichts; und als er sagen soll, wo er
hingewollt, laesst er sich um die Wahrheit nicht lange noetigen. Er zeigt
den Brief, den ihm sein Graf an einen andern Grafen nach Schottland zu
ueberbringen befohlen: und man weiss, was dieser Brief enthaelt. Er wird
gelesen, und Cosme erstaunt nicht wenig, als er hoert, wohin es damit
abgesehen gewesen. Aber noch mehr erstaunt er ueber den Schluss desselben,
worin der Ueberbringer ein Vertrauter heisst, durch den Roberto seine
Antwort sicher bestellen koenne. "Was hoere ich?" ruft Cosme. "Ich ein
Vertrauter? Bei diesem und jenem! ich bin kein Vertrauter; ich bin
niemals einer gewesen, und will auch in meinem Leben keiner sein.--Habe
ich wohl das Ansehen zu einem Vertrauten? Ich moechte doch wissen, was
mein Herr an mir gefunden haette, um mich dafuer zu nehmen. Ich, ein
Vertrauter, ich, dem das geringste Geheimnis zur Last wird? Ich weiss zum
Exempel, dass Blanca und mein Herr einander lieben, und dass sie heimlich
miteinander verheiratet sind: es hat mir schon lange das Herz abdruecken
wollen; und nun will ich es nur sagen, damit Sie huebsch sehen, meine
Herren, was fuer ein Vertrauter ich bin. Schade, dass es nicht etwas viel
Wichtigeres ist: ich wuerde es ebensowohl sagen."[2] Diese Nachricht
schmerzt die Koenigin nicht weniger, als die Ueberzeugung, zu der sie durch
den ungluecklichen Brief von der Verraeterei des Grafen gelangt. Der Herzog
glaubt, nun auch sein Stillschweigen brechen zu muessen und der Koenigin
nicht laenger zu verbergen, was er in dem Zimmer der Blanca zufaelligerweise
angehoert h
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