e Freude ueber seine verdiente Bestrafung, sondern
das sympathetische Gefuehl der Menschlichkeit zu verstehen, welches, trotz
der Vorstellung, dass sein Leiden nichts als Verdienst sei, dennoch in dem
Augenblicke des Leidens in uns sich fuer ihn reget. Herr Curtius will zwar
diese mitleidige Regungen fuer einen ungluecklichen Boesewicht nur auf eine
gewisse Gattung der ihn treffenden Uebel einschraenken. "Solche Zufaelle des
Lasterhaften", sagt er, "die weder Schrecken noch Mitleiden in uns
wirken, muessen Folgen seines Lasters sein: denn treffen sie ihn zufaellig,
oder wohl gar unschuldig, so behaelt er in dem Herzen der Zuschauer die
Vorrechte der Menschlichkeit, als welche auch einem unschuldig leidenden
Gottlosen ihr Mitleid nicht versaget." Aber er scheinet dieses nicht
genug ueberlegt zu haben. Denn auch dann noch, wenn das Unglueck, welches
den Boesewicht befaellt, eine unmittelbare Folge seines Verbrechens ist,
koennen wir uns nicht entwehren, bei dem Anblicke dieses Ungluecks mit ihm
zu leiden.
"Seht jene Menge", sagt der Verfasser der "Briefe ueber die Empfindungen",
"die sich um einen Verurteilten in dichten Haufen draenget. Sie haben alle
Greuel vernommen, die der Lasterhafte begangen; sie haben seinen Wandel
und vielleicht ihn selbst verabscheuet. Itzt schleppt man ihn entstellt
und ohnmaechtig auf das entsetzliche Schaugerueste. Man arbeitet sich durch
das Gewuehl, man stellt sich auf die Zehen, man klettert die Daecher hinan,
um die Zuege des Todes sein Gesicht entstellen zu sehen. Sein Urteil ist
gesprochen; sein Henker naht sich ihm; ein Augenblick wird sein Schicksal
entscheiden. Wie sehnlich wuenschen itzt aller Herzen, dass ihm verziehen
wuerde! Ihm? dem Gegenstande ihres Abscheues, den sie einen Augenblick
vorher selbst zum Tode verurteilet haben wuerden? Wodurch wird itzt ein
Strahl der Menschenliebe wiederum bei ihnen rege? Ist es nicht die
Annaeherung der Strafe, der Anblick der entsetzlichsten physikalischen
Uebel, die uns sogar mit einem Ruchlosen gleichsam aussoehnen und ihm
unsere Liebe erwerben? Ohne Liebe koennten wir unmoeglich mitleidig mit
seinem Schicksale sein."
Und ebendiese Liebe, sage ich, die wir gegen unsern Nebenmenschen unter
keinerlei Umstaenden ganz verlieren koennen, die unter der Asche, mit
welcher sie andere staerkere Empfindungen ueberdecken, unverloeschlich
fortglimmet und gleichsam nur einen guenstigen Windstoss von Unglueck und
Schmerz und Verderben erwartet, um in di
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