et er sie mit einem guten Dolchstosse ab; die ganze Welt
faengt an zu weinen, und ich, ich lache, als ob ich toll waere. Hernach,
hat man wohl jemals so gesprochen, wie wir deklamieren? Pflegen die
Prinzen und Koenige wohl anders zu gehen, als sonst ein Mensch, der gut
geht? Gestikulieren sie wohl jemals wie Besessene und Rasende? Und wenn
Prinzessinnen sprechen, sprechen sie wohl in so einem heulenden Tone? Man
nimmt durchgaengig an, dass wir die Tragoedie zu einem hohen Grade der
Vollkommenheit gebracht haben; und ich, meinesteils, halte es fast fuer
erwiesen, dass von allen Gattungen der Literatur, auf die sich die
Afrikaner in den letzten Jahrhunderten gelegt haben, gerade diese die
unvollkommenste geblieben ist."
Eben hier war die Favoritin mit ihrem Ausfalle gegen unsere theatralische
Werke, als Mongogul wieder hereinkam. "Madame", sagte er, "Sie werden mir
einen Gefallen erweisen, wenn Sie fortfahren. Sie sehen, ich verstehe
mich darauf, eine Dichtkunst abzukuerzen, wenn ich sie zu lang finde."
"Lassen Sie uns", fuhr die Favoritin fort, "einmal annehmen, es kaeme
einer ganz frisch aus Angote, der in seinem Leben von keinem Schauspiele
etwas gehoert haette; dem es aber weder an Verstande noch an Welt fehle;
der ungefaehr wisse, was an einem Hofe vorgehe; der mit den Anschlaegen der
Hoeflinge, mit der Eifersucht der Minister, mit den Hetzereien der Weiber
nicht ganz unbekannt waere, und zu dem ich im Vertrauen sagte: 'Mein
Freund, es aeussern sich in dem Seraglio schreckliche Bewegungen. Der
Fuerst, der mit seinem Sohne missvergnuegt ist, weil er ihn im Verdacht hat,
dass er die Manimonbande liebt, ist ein Mann, den ich fuer faehig halte, an
beiden die grausamste Rache zu ueben. Diese Sache muss, allem Ansehen nach,
sehr traurige Folgen haben. Wenn Sie wollen, so will ich machen, dass Sie
von allem, was vorgeht, Zeuge sein koennen.' Er nimmt mein Anerbieten an,
und ich fuehre ihn in eine mit Gitterwerk vermachte Loge, aus der er das
Theater sieht, welches er fuer den Palast des Sultans haelt. Glauben Sie
wohl, dass trotz alles Ernstes, in dem ich mich zu erhalten bemuehte, die
Taeuschung dieses Fremden einen Augenblick dauern koennte? Muessen Sie nicht
vielmehr gestehen, dass er, bei dem steifen Gange der Akteurs, bei ihrer
wunderlichen Tracht, bei ihren ausschweifenden Gebaerden, bei dem
seltsamen Nachdrucke ihrer gereimten, abgemessenen Sprache, bei tausend
andern Ungereimtheiten, die ihm auffallen wuerden, glei
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