schieden sind. Sehr richtig! Aber ist
ein Charakter, der sich immer genau in dem graden Gleise haelt, das ihm
Vernunft und Tugend vorschreiben, nicht eine noch seltenere Erscheinung?
Von zwanzig Gesellschaften im gemeinen Leben werden eher zehn sein, in
welchen man Vaeter findet, die bei Erziehung ihrer Kinder voellig
entgegengesetzte Wege einschlagen, als eine, die den wahren Vater
aufweisen koennte. Und dieser wahre Vater ist noch dazu immer der
naemliche, ist nur ein einziger, da der Abweichungen von ihm unendlich
sind. Folglich werden die Stuecke, die den wahren Vater ins Spiel bringen,
nicht allein jedes vor sich unnatuerlicher, sondern auch untereinander
einfoermiger sein, als es die sein koennen, welche Vaeter von verschiednen
Grundsaetzen einfuehren. Auch ist es gewiss, dass die Charaktere, welche in
ruhigen Gesellschaften bloss verschieden scheinen, sich von selbst
kontrastieren, sobald ein streitendes Interesse sie in Bewegung setzt. Ja
es ist natuerlich, dass sie sich sodann beeifern, noch weiter voneinander
entfernt zu scheinen, als sie wirklich sind. Der Lebhafte wird Feuer und
Flamme gegen den, der ihm zu lau sich zu betragen scheinet: und der Laue
wird kalt wie Eis, um jenem soviel Uebereilungen begehen zu lassen, als
ihm nur immer nuetzlich sein koennen.
----Fussnote
[1] S. die Unterredungen hinter dem "Natuerlichen Sohne", S. 321-322 d.
Uebers.
[2] "Petites Lettres sur de grands Philosophes", Lettr. II.
[3] ("Impromptu de Versailles", Sc. 3.) Eh! mon pauvre Marquis, nous lui
(a Moliere) fournirons toujours assez de matiere, et nous ne prenons
guere le chemin de nous rendre sages par tout ce qu'il fait et tout ce
qu'il dit. Crois-tu qu'il ait epuise dans ses Comedies tous les ridicules
des hommes, et sans sortir de la Cour, n'a-t-il pas encore vingt
caracteres de gens, ou il n'a pas touche? N'a-t-il pas, par exemple, ceux
qui se font les plus grandes amities du monde, et qui, le dos tourne,
font galanterie de se dechirer l'un l'autre? N'a-t-il pas ces adulateurs
a outrance, ces flatteurs insipides qui n'assaisonnent d'aucun sel les
louanges qu'ils donnent, et dont toutes les flatteries ont une douceur
fade qui fait mal au coeur a ceux qui les ecoutent? N'a-t-il pas ces
laches courtisans de la faveur, ces perfides adorateurs de la fortune,
qui vous encensent dans la prosperite, et vous accablent dans la
disgrace? N'a-t-il pas ceux qui sont toujours mecontents de la Cour, ces
suivants inutiles, c
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