. Bessern sollen uns alle
Gattungen der Poesie; es ist klaeglich, wenn man dieses erst beweisen muss;
noch klaeglicher ist es, wenn es Dichter gibt, die selbst daran zweifeln.
Aber alle Gattungen koennen nicht alles bessern; wenigstens nicht jedes so
vollkommen, wie das andere; was aber jede am vollkommensten bessern kann,
worin es ihr keine andere Gattung gleich zu tun vermag, das allein ist
ihre eigentliche Bestimmung.
----Fussnote
[1] [Greek: Epei d' eggys phainomena ta pathae, eleeina eisi, ta de
myrioston etos genomena, ae esomena, out' elpizontes, oute memnaemenoi,
ae olos ouch eleousin, ae ouch' dmoios, anankae tous synapergazomenous
schaemasi kai onais, kai esti, kai olos tae hypochrisei,
eleeinoterous einai.]
----Fussnote
Achtundsiebzigstes Stueck
Den 29. Januar 1768
2. Da die Gegner des Aristoteles nicht in acht nahmen, was fuer
Leidenschaften er eigentlich, durch das Mitleid und die Furcht der
Tragoedie, in uns gereiniget haben wollte: so war es natuerlich, dass sie
sich auch mit der Reinigung selbst irren mussten. Aristoteles verspricht
am Ende seiner "Politik", wo er von der Reinigung der Leidenschaften
durch die Musik redet, von dieser Reinigung in seiner Dichtkunst
weitlaeuftiger zu handeln. "Weil man aber", sagt Corneille, "ganz und gar
nichts von dieser Materie darin findet, so ist der groesste Teil seiner
Ausleger auf die Gedanken geraten, dass sie nicht ganz auf uns gekommen
sei." Gar nichts? Ich meinesteils glaube, auch schon in dem, was uns von
seiner Dichtkunst noch uebrig, es mag viel oder wenig sein, alles zu
finden, was er einem, der mit seiner Philosophie sonst nicht ganz
unbekannt ist, ueber diese Sache zu sagen fuer noetig halten konnte.
Corneille selbst bemerkte eine Stelle, die uns, nach seiner Meinung,
Licht genug geben koenne, die Art und Weise zu entdecken, auf welche die
Reinigung der Leidenschaften in der Tragoedie geschehe: naemlich die, wo
Aristoteles sagt, "das Mitleid verlange einen, der unverdient leide, und
die Furcht einen unsersgleichen". Diese Stelle ist auch wirklich sehr
wichtig, nur dass Corneille einen falschen Gebrauch davon machte, und
nicht wohl anders als machen konnte, weil er einmal die Reinigung der
Leidenschaften ueberhaupt im Kopfe hatte. "Das Mitleid mit dem Ungluecke",
sagt er, "von welchem wir unsersgleichen befallen sehen, erweckt in uns
die Furcht, dass uns ein aehnliches Unglueck treffen koenne; diese Furcht
erweckt die Begierde, ihm ausz
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