rschiedene von seinen Stuecken
gerechtfertiget scheinen, die er so wenig wider die Regeln des
Aristoteles will gemacht haben, dass er vielmehr vermessen genug ist, sich
einzubilden, es habe dem Aristoteles bloss an dergleichen Stuecken gefehlt,
um seine Lehre darnach naeher einzuschraenken und verschiedene Manieren
daraus zu abstrahieren, wie demohngeachtet das Unglueck des ganz
rechtschaffenen Mannes ein tragischer Gegenstand werden koenne. En voici,
sagt er, deux ou trois manieres que peut-etre Aristote n'a su prevoir,
parce qu'on n'en voyait pas d'exemples sur les theatres de son temps.
Und von wem sind diese Exempel? Von wem anders, als von ihm selbst?
Und welches sind jene zwei oder drei Manieren? Wir wollen geschwind
sehen.--"Die erste", sagt er, "ist, wenn ein sehr Tugendhafter durch
einen sehr Lasterhaften verfolgt wird, der Gefahr aber entkoemmt, und
so, dass der Lasterhafte sich selbst darin verstricket, wie es in der
'Rodogune' und im 'Heraklius' geschiehet, wo es ganz unertraeglich wuerde
gewesen sein, wenn in dem ersten Stuecke Antiochus und Rodogune, und in
dem andern Heraklius, Pulcheria und Martian umgekommen waeren, Kleopatra
und Phokas aber triumphieret haetten. Das Unglueck der erstern erweckt ein
Mitleid, welches durch den Abscheu, den wir wider ihre Verfolger haben,
nicht erstickt wird, weil man bestaendig hofft, dass sich irgendein
gluecklicher Zufall ereignen werde, der sie nicht unterliegen lasse." Das
mag Corneille sonst jemanden weismachen, dass Aristoteles diese Manier
nicht gekannt habe! Er hat sie so wohl gekannt, dass er sie, wo nicht
gaenzlich verworfen, wenigstens mit ausdruecklichen Worten fuer angemessener
der Komoedie als Tragoedie erklaert hat. Wie war es moeglich, dass Corneille
dieses vergessen hatte? Aber so geht es allen, die im voraus ihre Sache
zu der Sache der Wahrheit machen. Im Grunde gehoert diese Manier auch gar
nicht zu dem vorhabenden Falle. Denn nach ihr wird der Tugendhafte nicht
ungluecklich, sondern befindet sich nur auf dem Wege zum Ungluecke; welches
gar wohl mitleidige Besorgnisse fuer ihn erregen kann, ohne graesslich zu
sein.--Nun, die zweite Manier! "Auch kann es sich zutragen", sagt
Corneille, "dass ein sehr tugendhafter Mann verfolgt wird, und auf Befehl
eines andern umkoemmt, der nicht lasterhaft genug ist, unsern Unwillen
allzusehr zu verdienen, indem er in der Verfolgung, die er wider den
Tugendhaften betreibet, mehr Schwachheit als Bosheit zeiget. Wenn Felix
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