staendlich machte.
Den funfzigsten Abend (freitags, den 24. Julius) ward Gressets "Sidney"
wiederholt. Den Beschluss machte "Der sehende Blinde".
Dieses kleine Stueck ist vom Le Grand, und auch nicht von ihm. Denn er hat
Titel und Intrige und alles einem alten Stuecke des De Brosse abgeborgt.
Ein Offizier, schon etwas bei Jahren, will eine junge Witwe heiraten, in
die er verliebt ist, als er Ordre bekoemmt, sich zur Armee zu verfuegen. Er
verlaesst seine Versprochene mit den wechselseitigen Versicherungen der
aufrichtigsten Zaertlichkeit. Kaum aber ist er weg, so nimmt die Witwe die
Aufwartungen des Sohnes von diesem Offiziere an. Die Tochter desselben
macht sich gleichergestalt die Abwesenheit ihres Vaters zunutze und nimmt
einen jungen Menschen, den sie liebt, im Hause auf. Diese doppelte
Intrige wird dem Vater gemeldet, der, um sich selbst davon zu ueberzeugen,
ihnen schreiben laesst, dass er sein Gesicht verloren habe. Die List
gelingt; er koemmt wieder nach Paris, und mit Hilfe eines Bedienten, der
um den Betrug weiss, sieht er alles, was in seinem Hause vorgeht. Die
Entwicklung laesst sich erraten; da der Offizier an der Unbestaendigkeit der
Witwe nicht laenger zweifeln kann, so erlaubt er seinem Sohne, sie zu
heiraten, und der Tochter gibt er die naemliche Erlaubnis, sich mit ihrem
Geliebten zu verbinden. Die Szenen zwischen der Witwe und dem Sohn des
Offiziers, in Gegenwart des letzten, haben viel Komisches; die Witwe
versichert, dass ihr der Zufall des Offiziers sehr nahe gehe, dass sie ihn
aber darum nicht weniger liebe; und zugleich gibt sie seinem Sohn, ihrem
Liebhaber, einen Wink mit den Augen oder bezeugt ihm sonst ihre
Zaertlichkeit durch Gebaerden. Das ist der Inhalt des alten Stueckes vom De
Brosse,[2] und ist auch der Inhalt von dem neuen Stuecke des Le Grand. Nur
dass in diesem die Intrige mit der Tochter weggeblieben ist, um jene fuenf
Akte desto leichter in einen zu bringen. Aus dem Vater ist ein Onkel
geworden, und was sonst dergleichen kleine Veraenderungen mehr sind. Es
mag endlich entstanden sein wie es will; gnug, es gefaellt sehr. Die
Uebersetzung ist in Versen, und vielleicht eine von den besten, die wir
haben; sie ist wenigstens sehr fliessend und hat viele drollige Zeilen.
----Fussnote
[1] S. den 17. Abend.
[2] Hist. du Th. Fr., Tome VII. p. 226.
----Fussnote
Vierundachtzigstes Stueck
Den 19. Februar 1768
Den einundfunfzigsten Abend (montags, den 27. Julius) ward "D
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