rt er fort, "diese einfoermige Mattigkeit,
entsprang zum Teil von dem kleinen Geiste der Galanterie, der damals
unter unsern Hofleuten und Damen so herrschte und die Tragoedie in eine
Folge von verliebten Gespraechen verwandelte, nach dem Geschmacke des
'Cyrus' und der 'Clelie'. Was fuer Stuecke sich hiervon noch etwa
ausnahmen, die bestanden aus langen politischen Raisonnements,
dergleichen den 'Sertorius' so verdorben, den 'Otho' so kalt, und den
'Surena' und 'Attila' so elend gemacht haben. Noch fand sich aber auch
eine andere Ursache, die das hohe Pathetische von unserer Szene
zurueckhielt und die Handlung wirklich tragisch zu machen verhinderte: und
diese war das enge schlechte Theater mit seinen armseligen Verzierungen.
--Was liess sich auf einem paar Dutzend Brettern, die noch dazu mit
Zuschauern angefuellt waren, machen? Mit welchem Pomp, mit welchen
Zuruestungen konnte man da die Augen der Zuschauer bestechen, fesseln,
taeuschen? Welche grosse tragische Aktion liess sich da auffuehren? Welche
Freiheit konnte die Einbildungskraft des Dichters da haben? Die Stuecke
mussten aus langen Erzaehlungen bestehen, und so wurden sie mehr Gespraeche
als Spiele. Jeder Akteur wollte in einer langen Monologe glaenzen, und ein
Stueck, das dergleichen nicht hatte, ward verworfen.--Bei dieser Form fiel
alle theatralische Handlung weg; fielen alle die grossen Ausdruecke der
Leidenschaften, alle die kraeftigen Gemaelde der menschlichen
Ungluecksfaelle, alle die schrecklichen bis in das Innerste der Seele
dringende Zuege weg; man ruehrte das Herz nur kaum, anstatt es zu
zerreissen."
Mit der ersten Ursache hat es seine gute Richtigkeit. Galanterie und
Politik laesst immer kalt; und noch ist es keinem Dichter in der Welt
gelungen, die Erregung des Mitleids und der Furcht damit zu verbinden.
Jene lassen uns nichts als den Fat, oder den Schulmeister hoeren: und
diese fodern, dass wir nichts als den Menschen hoeren sollen.
Aber die zweite Ursache?--Sollte es moeglich sein, dass der Mangel eines
geraeumlichen Theaters und guter Verzierungen einen solchen Einfluss auf
das Genie der Dichter gehabt haette? Ist es wahr, dass jede tragische
Handlung Pomp und Zuruestungen erfodert? Oder sollte der Dichter nicht
vielmehr sein Stueck so einrichten, dass es auch ohne diese Dinge seine
voellige Wirkung hervorbraechte.
Nach dem Aristoteles sollte er es allerdings. "Furcht und Mitleid", sagt
der Philosoph, "laesst sich zwar durchs Gesicht erreg
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