ott, dass er
seine Person allein auf dem Theater vorstellte! Aber wieviel grosse
Aufzuege auf dem Schauplatze der Welt hat man nicht in allen Zeiten
mit Hanswurst--oder, welches noch ein wenig aerger ist, durch Hanswurst
--auffuehren gesehen? Wie oft haben die groessesten Maenner, dazu geboren, die
schuetzenden Genii eines Throns, die Wohltaeter ganzer Voelker und Zeitalter
zu sein, alle ihre Weisheit und Tapferkeit durch einen kleinen
schnakischen Streich von Hanswurst oder solchen Leuten vereitelt sehen
muessen, welche, ohne eben sein Wams und seine gelben Hosen zu tragen,
doch gewiss seinen ganzen Charakter an sich trugen? Wie oft entsteht in
beiden Arten der Tragikomoedien die Verwicklung selbst lediglich daher,
dass Hanswurst durch irgendein dummes und schelmisches Stueckchen von
seiner Arbeit den gescheiten Leuten, eh' sie sich's versehen koennen, ihr
Spiel verderbt?"--
Wenn in dieser Vergleichung des grossen und kleinen, des urspruenglichen
und nachgebildeten heroischen Possenspiels--(die ich mit Vergnuegen aus
einem Werke abgeschrieben, welches unstreitig unter die vortrefflichsten
unsers Jahrhunderts gehoert, aber fuer das deutsche Publikum noch viel zu
frueh geschrieben zu sein scheinet. In Frankreich und England wuerde es das
aeusserste Aufsehen gemacht haben; der Name seines Verfassers wuerde auf
aller Zungen sein. Aber bei uns? Wir haben es, und damit gut. Unsere
Grossen lernen vors erste an den kauen; und freilich ist der Saft aus
einem franzoesischen Roman lieblicher und verdaulicher. Wenn ihr Gebiss
schaerfer und ihr Magen staerker geworden, wenn sie indes Deutsch gelernt
haben, so kommen sie auch wohl einmal ueber den "Agathon"[2]. Dieses ist
das Werk, von welchem ich rede, von welchem ich es lieber nicht an dem
schicklichsten Orte, lieber hier als gar nicht, sagen will, wie sehr ich
es bewundere: da ich mit der aeussersten Befremdung wahrnehme, welches
tiefe Stillschweigen unsere Kunstrichter darueber beobachten, oder in
welchem kalten und gleichgueltigen Tone sie davon sprechen. Es ist der
erste und einzige Roman fuer den denkenden Kopf, von klassischem
Geschmacke. Roman? Wir wollen ihm diesen Titel nur geben, vielleicht,
dass es einige Leser mehr dadurch bekoemmt. Die wenigen, die es darueber
verlieren moechte, an denen ist ohnedem nichts gelegen.)
----Fussnote
[1]
Eligese el sujeto, y no se mire,
(Perdonen los preceptos) si es de Reyes,
Aunque por esto entiendo, que el prudente,
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