Aemilius Portus (in seiner Ausgabe der Rhetorik, Spirae 1598)
eingekommen ist, dieses zu uebersetzen: Denique ut simpliciter loquar,
formidabilia sunt, quaecunque simulac in aliorum potestatem venerunt,
vel ventura sunt, miseranda sunt. Es muss schlechtweg heissen:
quaecunque simulac aliis evenerunt, vel eventura sunt.
[2] Je hazarderai quelque chose sur cinquante ans de travail pour la
scene, sagt er in seiner Abhandlung ueber das Drama. Sein erstes Stueck
"Melite" war von 1625, und sein letztes "Surena" von 1675; welches
gerade die funfzig Jahr ausmacht, so dass es gewiss ist, dass er bei den
Auslegungen des Aristoteles auf alle seine Stuecke ein Auge haben
konnte und hatte.
[3] Il est aise de nous accommoder avec Aristote etc.
----Fussnote
Sechsundsiebzigstes Stueck
Den 22. Januar 1768
Aber das ist grundfalsch!--Ich kann mich nicht genug wundern, wie Dacier,
der doch sonst auf die Verdrehungen ziemlich aufmerksam war, welche
Corneille von dem Texte des Aristoteles zu seinem Besten zu machen
suchte, diese groesste von allen uebersehen koennen. Zwar, wie konnte er sie
nicht uebersehen, da es ihm nie einkam, des Philosophen Erklaerung vom
Mitleid zu Rate zu ziehen?--Wie gesagt, es ist grundfalsch, was sich
Corneille einbildet. Aristoteles kann das nicht gemeint haben, oder man
muesste glauben, dass er seine eigene Erklaerungen vergessen koennen, man
muesste glauben, dass er sich auf die handgreiflichste Weise widersprechen
koennen. Wenn, nach seiner Lehre, kein Uebel eines andern unser Mitleid
erreget, was wir nicht fuer uns selbst fuerchten: so konnte er mit keiner
Handlung in der Tragoedie zufrieden sein, welche nur Mitleid und keine
Furcht erreget; denn er hielt die Sache selbst fuer unmoeglich; dergleichen
Handlungen existierten ihm nicht; sondern sobald sie unser Mitleid zu
erwecken faehig waeren, glaubte er, muessten sie auch Furcht fuer uns
erwecken; oder vielmehr, nur durch diese Furcht erweckten sie Mitleid.
Noch weniger konnte er sich die Handlung einer Tragoedie vorstellen,
welche Furcht fuer uns erregen koenne, ohne zugleich unser Mitleid zu
erwecken: denn er war ueberzeugt, dass alles, was uns Furcht fuer uns selbst
errege, auch unser Mitleid erwecken muesse, sobald wir andere damit
bedrohet oder betroffen erblickten; und das ist eben der Fall der
Tragoedie, wo wir alle das Uebel, welches wir fuerchten, nicht uns, sondern
anderen begegnen sehen.
Es ist wahr, wenn Aristoteles von den Handl
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