r schicken, die es zur Witwe macht. Sein Testament? auch
wohl nicht. Nun was denn?" Er wird immer begieriger; zugleich faellt ihm
ein, wie es ihm schon einmal fast das Leben gekostet haette, dass er nicht
gewusst, was in dem Briefe seines Herrn stuende. "Waere ich nicht", sagt er,
"bei einem Haare zum Vertrauten darueber geworden? Hol' der Geier die
Vertrautschaft! Nein, das muss mir nicht wieder begegnen!" Kurz, Cosme
beschliesst den Brief zu erbrechen; und erbricht ihn. Natuerlich, dass ihn
der Inhalt aeusserst betroffen macht; er glaubt, ein Papier, das so wichtige
und gefaehrliche Dinge enthalte, nicht geschwind genug los werden zu koennen;
er zittert ueber den blossen Gedanken, dass man es in seinen Haenden finden
koenne, ehe er es freiwillig abgeliefert; und eilet, es geraden Weges der
Koenigin zu bringen.
Eben koemmt die Koenigin mit dem Kanzler heraus. Cosme will sie den Kanzler
nur erst abfertigen lassen; und tritt beiseite. Die Koenigin erteilt dem
Kanzler den letzten Befehl zur Hinrichtung des Grafen; sie soll sogleich
und ganz in der Stille vollzogen werden; das Volk soll nichts davon
erfahren, bis der gekoepfte Leichnam ihm mit stummer Zunge Treue und
Gehorsam zurufe.[1] Den Kopf soll der Kanzler in den Saal bringen und,
nebst dem blutigen Beile, unter einen Teppich legen lassen; hierauf die
Grossen des Reichs versammeln, um ihnen mit eins Verbrechen und Strafe zu
zeigen, zugleich sie an diesem Beispiele ihrer Pflicht zu erinnern und
ihnen einzuschaerfen, dass ihre Koenigin ebenso strenge zu sein wisse, als
sie gnaedig sein zu koennen wuensche: und das alles, wie sie der Dichter
sagen laesst, nach Gebrauch und Sitte des Landes.[2]
Der Kanzler geht mit diesen Befehlen ab, und Cosme tritt die Koenigin an.
"Diesen Brief", sagt er, "hat mir mein Herr gegeben, ihn nach seinem Tode
der Blanca einzuhaendigen. Ich habe ihn aufgemacht, ich weiss selbst nicht
warum; und da ich Dinge darin finde, die Ihro Majestaet wissen muessen, und
die dem Grafen vielleicht noch zustatten kommen koennen: so bringe ich ihn
Ihro Majestaet, und nicht der Blanca." Die Koenigin nimmt den Brief und
lieset: "Blanca, ich nahe mich meinem letzten Augenblicke; man will mir
nicht vergoennen, mit dir zu sprechen: empfange also meine Ermahnung
schriftlich. Aber vors erste lerne mich kennen; ich bin nie der Verraeter
gewesen, der ich dir vielleicht geschienen; ich versprach, dir in der
bewussten Sache behilflich zu sein, bloss um der Koenigin d
|