enommen: und nun will sie ihr auch den Grafen
nehmen. Die Rache war schon beschlossen: aber warum soll Blanca noch
erst warten, bis sie ein anderer fuer sie vollzieht? Sie will sie selbst
bewerkstelligen, und noch diesen Abend. Als Kammerfrau der Koenigin muss
sie sie auskleiden helfen; da ist sie mit ihr allein; und es kann ihr
an Gelegenheit nicht fehlen.--Sie sieht die Koenigin mit dem Kanzler
wiederkommen und geht, sich zu ihrem Vorhaben gefasst zu machen.
Der Kanzler haelt verschiedne Briefschaften, die ihm die Koenigin nur auf
einen Tisch zu legen befiehlt; sie will sie vor Schlafengehen noch
durchsehen. Der Kanzler erhebt die ausserordentliche Wachsamkeit, mit der
sie ihren Reichsgeschaeften obliege; die Koenigin erkennt es fuer ihre
Pflicht und beurlaubet den Kanzler. Nun ist sie allein und setzt sich zu
den Papieren. Sie will sich ihres verliebten Kummers entschlagen und
anstaendigern Sorgen ueberlassen. Aber das erste Papier, was sie in die
Haende nimmt, ist die Bittschrift eines Grafen Felix. Eines Grafen! "Muss
es denn eben", sagt sie, "von einem Grafen sein, was mir zuerst vorkoemmt!"
Dieser Zug ist vortrefflich. Auf einmal ist sie wieder mit ihrer ganzen
Seele bei demjenigen Grafen, an den sie itzt nicht denken wollte. Seine
Liebe zu Blanca ist ein Stachel in ihrem Herzen, der ihr das Leben zur
Last macht. Bis sie der Tod von dieser Marter befreie, will sie bei dem
Bruder des Todes Linderung suchen: und so faellt sie in Schlaf.
Indem tritt Blanca herein und hat eine von den Pistolen des Grafen, die
sie in ihrem Zimmer gefunden. (Der Dichter hatte sie, zu Anfange dieses
Akts, nicht vergebens dahin tragen lassen.) Sie findet die Koenigin allein
und entschlafen: was fuer einen bequemem Augenblick koennte sie sich
wuenschen? Aber eben hat der Graf die Blanca gesucht und sie in ihrem
Zimmer nicht getroffen. Ohne Zweifel erraet man, was nun geschieht. Er
koemmt also, sie hier zu suchen; und koemmt eben noch zurecht, der Blanca
in den moerderischen Arm zu fallen und ihr die Pistole, die sie auf die
Koenigin schon gespannt hat, zu entreissen. Indem er aber mit ihr ringt,
geht der Schuss los: die Koenigin erwacht, und alles koemmt aus dem Schlosse
herzugelaufen.
"Die Koenigin (im Erwachen). Ha! Was ist das?
Der Kanzler. Herbei, herbei! Was war das fuer ein Knall in dem Zimmer
der Koenigin? Was geschieht hier?
Essex (mit der Pistole in der Hand). Grausamer Zufall!
Die Koenigin. Was ist das, Graf?
Essex
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